Seewald begann 1909 ein Architekturstudium in München, das er jedoch nach wenigen Monaten aufgab, um sich als Autodidakt der Malerei zu widmen. 1911 richtete ihm die Münchner Galerie Heinrich Thannhauser seine erste Einzelausstellung aus, im selben Jahr war er im Salon d’Automne in Paris und 1913 auf dem „Ersten Deutschen Herbstsalon“ in Berlin vertreten. Auch der Münchner Kunsthändler Hans Goltz zeigte Seewalds Arbeiten 1913 in einer Gruppenschau sowie 1919 in einer viel beachteten Einzelausstellung. Seewald gehörte zur Münchner Neuen Secession und war Mitglied des Deutschen Künstlerbundes. 1924 wurde er als Professor an die Kölner Werkschulen berufen, die er 1931 aufgrund des repressiven kulturpolitischen Klimas wieder verließ, um in die Schweiz zu emigrieren. Erst 1948 kehrte er nach Deutschland zurück und nahm 1954 eine Professur an der Münchner Akademie der bildenden Künste an. Da Seewald 1967 einen Großteil seiner Arbeiten verbrannte, hinterließ er nach seinem Tod im Jahr 1976 nur ein schmales Werk, bestehend aus Buchillustrationen, Zeichnungen und Ölbildern. „Die Weinlese“ gehört zu seinen expressionistischen Gemälden der 1920er-Jahre, in denen der Künstler ländliche Sujets in meist dichten Bildräumen inszenierte. Auf der Rückseite findet sich eine weitere Darstellung, die zwei Mädchen in freier Natur zeigt. Das Werk wurde 1949 für die „Galerie des 20. Jahrhunderts“ angekauft und der Nationalgalerie (Ost) 1951 vom Magistrat von Ost-Berlin zusammen mit anderen Arbeiten als Schenkung überlassen. | Irina Hiebert Grun
