Der Maler und Illustrator Joseph Sattler wurde vor allem für seine vom Jugendstil geprägten Arbeiten bekannt, nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit mit der Literatur-, Kunst- und Design-Zeitschrift „Pan“, für die er, neben diesem Plakat, auch Illustrationen und Exlibri gestaltete. Hier verbindet Sattler seine thematische Vorliebe für die Materialität des Druckhandwerks (manchmal als „Schwarze Kunst“ bezeichnet) mit Jugendstil-spezifischen Motiven floraler Art. Im Vordergrund zeigt das Plakat, erdnah, eine stilisierte Blume mit sich einrollenden Blütenblättern. Aus ihrer offenen Mitte heraus wachsen schlanke Staubfäden, deren Enden Buchstaben und Zahlen formen. Die kürzeren roten Fäden bilden die Jahreszahl 1895, während die hoch aufragenden weißen am oberen Bildrand das Wort „Pan“ ergeben. Bei genauerem Hinsehen erweisen sich die weißen Blütenblätter als bedruckte Papierrollen. Eine darauf abgedruckte Fratze ähnelt dem Pan-Kopf, der im Hintergrund am Horizont hervorragt und die Situation zu begutachten scheint. Rechts hinter der papierenen Blume sind eine Schaufel und zwei weitere Werkzeuge positioniert. Der Gesamteindruck des Plakats ist zunächst düster: Schwarze Wolken und ein blutroter Himmel dominieren den oberen Teil, die Bildmitte ist dunkel. So wandert der Blick des Betrachtenden, unstet, zwischen der hellen Blume und dem grinsenden Pan-Kopf hin und her. Sattler mobilisiert die Kontrastwirkung von weißem Papier und schwarzer Druckertinte und bringt die Produktivkräfte dieser Paarung symbolisch in der Pflanze zum Ausdruck – wenngleich sie schon fast welk erscheint. Die Kunstbibliothek besitzt fünf Exemplare von Sattlers kleinem Pan-Plakat, mit jeweils leicht unterschiedlicher Farbwirkung. (Text: Max Koss)
