Ein mit Wolle und halben Kreuzstich gestickter Blumenkranz unterschiedlicher Blüten befindet sich in einem runden schwarzen Holzrahmen. Die Stickerei hat einen Durchmesser von 8 cm. Es handelt sich um eine Arbeit der sogenannten "Berlin Wool Work", gestickt nach einer handcolorierten Vorlage.
Berliner Wollstickerei – Berlin Wool Work; eine vergessene Technik
Nachdem der Kunstverleger A. Phillipson in Berlin 1804 die ersten handkolorierten Mustersammlungen auf gerastertem Papier veröffentlichte, kam es in den kommenden Jahrzehnten zu einer wahren Flut von Erzeugnissen aus farbiger Wollstickerei, die unter dem Begriff „Berlin Wool Work“ in ganz Europa, besonders im viktorianischen England und auch in Übersee bekannt wurden. Ausgehend von Berlin nahmen auch Verlage aus anderen Städten, wie Nürnberg und Wien solche Stickvorlagen in ihr Programm auf.
In Berlin waren im Jahr 1840 ungefähr 1200 Heimarbeiterinnen mit dem Kolorieren der Muster beschäftigt.
Der großen Vielfalt der Vorlagen entsprachen auch die Produkte. Waren es zuerst vor allem Girlanden und Kränze aus Rosen, Tulpen, Nelken, Vergissmeinnicht und Eichenlaub, die Stühlen, Teppichen, Kissen, Beuteln und anderen Heimtextilien ihr Aussehen verliehen, wechselten die Motive später zu Freundschaftsenblemen, Tempeln, Tieren, Geschichts- und Landschaftsdarstellungen.
Durch die große Nachfrage nach Stickmustern konnte sich auch eine breite Begleitindustrie entwickeln. Neben der Entstehung von Wollfärbereien, Kanevasfabriken und Tapisseriemanufakturen in Berlin entstand auch eine Industrie, die farbige Wollgarne in einer breiten Palette herstellte.
Erwerbungsort: Berlin
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