Während der Ausgrabungen der Königlichen Museen zu Berlin im Jahre 1908 in Myus wurde die unterlebensgroße Skulptur zusammen mit weiteren Fragmenten von Gelagerten auf den Tempelterrassen gefunden.
Der auf der Seite liegende Mann stützt sich mit seiner Linken, in deren Hand er ein Trinkgefäß hält, auf einem Kissen ab; der rechte Arm ruht locker auf einem Oberschenkel der leicht angewinkelten Beine. Eng liegt das Gewand an seinem recht üppigen Körper an. Er trägt einen kurzärmeligen Chiton, der bis über die Oberarme reicht; über die linke Schulter ist ein Mantel geworfen, der den Rücken und den Unterkörper bedeckt.
Auf der Vorderseite des Oberkörpers ist die Weihinschrift angebracht. Sie gehört mit zu den ältesten Inschriften der Antikensammlung und ist boustrophedon ("ochsenwendig") geschrieben, d.h. links - und rechtsläufige Zeilen wechseln sich ab.
weihten mich
dem Apollon
Da der Name des Mitweihenden durch die Endung -non als weiblich gekennzeichnet ist, wird es wird sich wohl um die Gattin des Hermonax handeln. Die kleine, dem Apollon geweihte Statue war vermutlich Teil einer mehrfigurigen Familienweihung in einem geläufigen Typus ostgriechischer Weihgeschenke archaischer Zeit: Zwischen einer thronenden Frau, der Mutter, und dem als gelagerten Zecher, als Teilnehmer an einem Symposion, einem festlichen Gelage – vielleicht zu Ehren der Gottheit – dargestellten Vater der Familie fanden die Figuren ihrer Kinder Aufstellung. Nur aus dem ostgriechischen Kunstruam sind bisher Skulpturen gelagerter Männer aus Marmor bekannt. Neben Statuen stehender unbekleideter Jünglinge waren an der kleinasiatischen Westküste und auf den ihr vorgelagerten Inseln die Darstellungstypen bekleideter stehender, thronender und beim Symposion liegender reiferer Männer besonders beliebt.
Die Antikensammlung. Altes Museum, Pergamonmuseum 3. Aufl. (2007) S. 32 Nr. 10 (S. Brehme).
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