Die Red Polished Ware war in der Frühen Bronzezeit die am häufigsten auftretende Keramik, die bis in die Mittlere Bronzezeit vorkam. Außer Gefäßen wurden auch Terrakotten in dieser Technik hergestellt. Die handgeformten Objekte besitzen einen roten Überzug, der vor dem Brennen poliert wurde und waren oft, wie auch das Brettidol, mit linearen Mustern verziert, die Kalkinkrustationen noch besonders hervorheben konnten. Unter der Red Polished Ware der Frühen und Mittleren Bronzezeit finden sich zwar häufig brettförmige Figuren. Nur wenige von ihnen besitzen jedoch zwei oder drei Hälse. Sie scheinen nur in der Region des antiken Lapithos an der Nordküste Zyperns aufzutreten. Von Brettidolen mit drei Hälsen sind bisher nur drei Exemplare bekannt.
Sofern die brettförmigen Statuetten Geschlechtsmerkmale besitzen, sind sie durch die Angabe von Brüsten als weiblich charakterisiert.
Die drei Hälse unseres Brettidols sind an ihrer Spitze durch eine Brücke mit einem Ohr rechts und links an den oberen Ecken verbunden. In der Mitte ist durch wenige Details ein Gesicht angedeutet: eine Nase in Relief, eine waagerechte Linie für den Mund, zwei Augenvertiefungen. Den Körper verzieren lineare – auf der Vorder- und Rückseite leicht variierende – Muster: vertikale Ketten aus schraffierten Rauten an jedem Hals, Leitermotive unter der rechten Brust, zwei horizontale schraffierte Bänder sowie eine Wellenlinie.
Trotz ihrer drei Hälse besitzt die Statuette wie ein Einzelwesen nur ein Paar Brüste, ein Paar Augen und ein Paar Ohren. Die Interpretation dieses und ähnlicher Brettidole ist noch kontrovers. Sicher haben sie aber einen Bezug zur weiblichen Fruchtbarkeit und zur auf Zypern seit dem 4. Jahrtausend v.Chr. verehrten „Großen Göttin“, einer weiblichen Mutter- und Fruchtbarkeitsgottheit, in deren Kult auch orientalische und ägyptische Vorstellungen einflossen.
Die Antikensammlung. Altes Museum, Neues Museum, Pergamonmuseum 4. Aufl. (2012) S. 283 f. Nr. 162 (S. Brehme).
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