Das Hochaltarretabel aus dem Mindener Dom besteht aus zwei mittelalterlichen Teilen, die zu unterschiedlichen Zeiten entstanden und deren Zusammenfügung vermutlich erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erfolgte. Der mächtige Aufsatz in Gestalt eines Triptychons mit Skulpturen im Innern und Malereien auf den Flügelaußenseiten entstand im frühen 15. Jahrhundert. Die heutige Predella hingegen ist sehr wahrscheinlich das ehemals mit Reliquien ausgestattete Retabel des um 1220/30 im Zuge des Neubaus der Ostteile des Mindener Doms neu errichteten Hochaltars. Durch die Kombination mit dem späteren Aufsatz ist das ältere Retabel einschneidend verändert worden. Es handelt sich um einen querrechteckigen Kasten, der auch ursprünglich lediglich an der Front und den Seiten durch zwei Arkadenreihen horizontal gegliedert wurde. Im Mittelrisalit befindet sich die Marienkrönung. Der Aufsatz des jüngeren Retabels ist ein verschließbares Triptychon, das innen eine reiche architektonische Rahmenstruktur besitzt, die von großformatigen Skulpturen der Marienkrönung und des Apostelkollegiums geschmückt und von kleineren Engel bevölkert wird.
(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen. 1050 bis 1380. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2014)
Entstehungsort stilistisch: Lübeck (?) (Aufsatz)
Entstehungsort stilistisch: Westfalen (Predella)
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