Das Medaillon zeigt im erhabenen Relief das nach rechts ausgerichtete Profilbildnis eines etwa 50 Jahre alten Mannes. Der auffällige Backenbart und die Kleidung des Dargestellten - insbesondere das Jabot und das breite, mit Lorbeer besetzte Revers seiner Uniform - weisen es sogleich als ein Werk des Empire (1799-1814) aus. Der gewählte Brustausschnitt und das im reinen Rechtsprofil dargestellte Porträt sind für die Arbeiten des aus Lyon stammenden Bildhauers und Medailleurs Joseph Chinard charakteristisch. Die noch in den feuchten Ton eingeschriebene Signatur am unteren Büstenabschnitt betstätigt diese Zuschreibung: "Chinard à (?) de / l´institut / membre de plusieurs accade(mies) / a milan". Der Dargestelle konnte erst kürzlich als Dominique-Vivant Baron Denon identifiziert werden, einer der vielseitigsten und schillerndsten Persönlichkeiten seiner Epoche, der unter Napoleon zum ersten Direktor des Louvre und aller anderen französischen Museen ernannt wurde. Vor allem der Vergleich mit anderen Porträt Denons, wie u. a. das 1808 ausgeführte Gemälde von Robert Lefèvre in Versailles, führte zu dieser Erkenntnis. Ausschlaggebend für die Identität des Porträtierten war jedoch der kahle, tonsurartige Hinterkopf, der auch in einem Stich von Benjamin Zix (1772-1811) zu erkennen ist, wo Denon inmitten von erbeuteten Kunstwerken und Altertümern diese inventarisiert.
Wie aus der Inschrift hervorgeht, schuf Chinard das Medaillon in Mailand. Aus der Korrespondenz Denons ist zu erfahren, das er (Denon) sich am 22. April 1805 von Paris aus nach Mailand begab, um dort - am 26. Mai - der Krönung Napoleons zum König der Lombarden beizuwohnen. Er bleibt dort bis zum 11. Juni 1805. In diesem Zeitraum müssen sich Joseph Chinard und der Baron Denon in Mailand begenet sein. Ergebnis dieser Begegnung ist dieses lebensnahe Porträt Denons, für das er dem zu dieser Zeit gefragtesten Bildhauer Modell saß.
Hans-Ulrich Kessler
Entstehungsort stilistisch: Frankreich
Eigentum des Kaiser Friedrich Museumsverein
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