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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst Skulpturensammlung [AE 363]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1349161&resolution=superImageResolution#5588739 (Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin / Dr. Tobias Kunz (CC BY-NC-SA)
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Grabstein des Heinrich IV. Beyer von Boppard (gest. 1355)

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Beschreibung

Die große und für ein Einzelgrabmal relativ breite Platte zeigt eine Randleiste mit umlaufender Inschrift zwischen Linien, einen aufwendigen architektonischen Rahmen und in einer eingetieften Nische die in voller Rüstung dargestellte Figur Heinrichs IV. Über dem Bogen der rahmenden Architektur und seitlich der Kreuzblume befinden sich zwei Wappen: rechts das Familienwappen mit nach links steigendem und gekröntem Löwen und links zwei gekreuzte Schlüssel als Symbol des königlichen Burggrafenamts, das Heinrich seit 1331 am Bopparder Königshof innehatte. Der Ritter hat seinen Kopf auf einen prachtvoll mit gekröntem Löwen (Anspielung auf das Familienwappen) verzierten Kübelhelm gebettet, der bei Turnieren über die Beckenhaube gezogen und im Nahkampf nach hinten abgeworfen werden konnte. Seine Füße ruhen auf zwei nach innen gewandten kleinen Hunden. Heinrich ist vollständig gerüstet, über einer Kettenrüstung trägt er einen knielangen Waffenrock und eine spitze Beckenhaube mit Kettenbrünne. Am ledernen Goller sind Ketten angebracht, an denen der Dolch und das Schwert hängen.
Die Umschrift in gotischer Majuskel lautet: + ANNO • DOMINI Mº • CCCLV / IN • DIE • B(EA)TI • IOH(ANN)IS • EW(ANGELISTE)/ OBIIT • STRENVVS • VIR • D(OMI)N(V)S • HENRI/CUS • DICTUS • BEYER • DE • BOPARDIA • / MILES • CUIUS • ANIMA • REQVIESCAT • IN • PACE • AMEN • („Im Jahr des Herrn 1355 am Tag des heiligen Johannes Evangelist [27. Dezember] starb der gestrenge Mann Herr Heinrich genannt Beyer von Boppard, Ritter. Seine Seele möge in Frieden ruhen, Amen“).
Mit Heinrich IV. erreichte das Adelsgeschlecht derer von Beyer – seit dem mittleren 13. Jahrhunderts kontinuierlich die Schultheißen Boppards – einen ersten Höhepunkt seiner Machtentfaltung. Heinrich IV. war der erste, der den Beinamen seiner Stadt in den Familiennamen integrierte. 1312 erstmals nachgewiesen, hatte er 1322–42 auch das Schultheißenamt in Oberwesel, das des Burggrafen in kurtrierischen Diensten zu Sterrenberg sowie das eines Vogts zu Hirzenach und Amtmanns zu Bacharach inne, verfügte also über beste Beziehungen zu mehreren mittelrheinischen Städten und zum Trierer Kurfürsten.
Etwas voreilig ging die Forschung bislang davon aus, dass die drei mittelalterlichen Rittergrabmäler der Beyer von Boppard ursprünglich im Kapitelsaal gestanden hätten. Von dort waren sie wohl bald nach 1838, wie die erst seitdem möglichen Verwitterungsspuren zeigen, an die Wand der südlichen Vorhalle des ehemaligen Kreuzgangs des Benediktinerinnenklosters vor den Mauern Boppards versetzt worden. Im Kapitelsaal dürften sie sich auf jeden Fall zum Zeitpunkt der Klosteraufhebung 1802 befunden haben, da sie den Abriss der Kirche in den Jahren danach überstanden. Sie werden wohl auch bereits 1773 bzw. seit der Renovatio des Klosters 1738–70 an diesem Ort gestanden haben. Es ist anzunehmen, dass es sich bei dem Grabstein zunächst um Tumbenplatten gehandelt hat. Ihr guter Erhaltungszustand zeigt zudem, dass sie erhöht gelegen hat, also keinen Fußtritten ausgesetzt war.
Der gesamte Aufbau des Grabdenkmals mit der architektonischen Rahmung (hohe, zweigeschossige Seitenblenden, krabbenbesetzter und kreuzblumenbekrönter Kielbogen mit Kleeblattmaßwerk) stimmt weitgehend überein mit der bereits erwähnten 1352 entstandenen Grabplatte des Grafen Günther von Schwarzburg († 1349) im Frankfurter Dom. Hier ist jedoch der Rahmen plastischer, und in den seitlichen Blenden stehen Heiligenfiguren. Es fällt nicht schwer, hierin eine Weiterentwicklung des Typs des Grabmals Heinrichs IV. Beyer von Boppard zu sehen.

(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen. 1050 bis 1380. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2014)

Historischer Standort: Benediktinerinnenkloster Marienberg bei Boppard

Entstehungsort stilistisch: Mainz

Entstehungsort stilistisch: Mittelrhein

Material/Technik

Mainsandstein

Maße

Höhe: 277 cm; Breite: 160 cm; Tiefe: 20 cm

Links/Dokumente

Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

Objekt aus: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

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