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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst Skulpturensammlung [8637]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1623106&resolution=superImageResolution#4728013 (Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin / Antje Voigt (CC BY-NC-SA)
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Kreuztragung Christi

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Beschreibung

Seit 1943 besitzt die Skulpturensammlung ein Alabasterrelief der Kreuztragung, das zu den wichtigsten Passionsdarstellungen des Spätmittelalters zählt. Neuere Recherchen haben gezeigt, dass dieses Werk verfolgungsbedingt in den Besitz der Staatlichen Museen zu Berlin gekommen ist. Dementsprechend hat die Stiftung Preußischer Kulturbesitz das Relief den rechtmäßigen Eigentümern restituiert. Dank des großzügigen finanziellen Engagements der Ernst von Siemens Kunststiftung bleibt die Kreuztragung jedoch dem Bode-Museum erhalten. Warum sich dieser Einsatz gelohnt hat, soll im Folgenden gezeigt werden.

Das Relief, das nur 17,0 x 26,8 cm misst, war sicherlich für die private Andacht als Hilfsmittel bei Gebeten und Meditationen konzipiert. Im schmalen Bildfeld wird der Weg nach Golgatha dargestellt. Gebeugt unter der schweren Last des Kreuzes, bewegt sich Christus auf einem felsigen Boden nach rechts. Hinter ihm stehen Johannes, Maria und eine weitere Heilige. Simon von Kyrene wird von einem Soldaten an der Kapuze gegriffen und zur Hilfeleistung gezwungen, Christus von Soldaten und Schergen verspottet und gequält. Mehrere der Schergen sind ausdrücklich als Juden stereotypisiert, die höhnisch (Kind mit Judenhut in der rechten oberen Ecke, das eine Grimasse zieht) oder obszön (Mann mit Glatze, Hakennase und nacktem Hintern) agieren. Die spätmittelalterliche Gesellschaft war oft judenfeindlich, und dieses Gefühl kam in Erzählungen und Darstellungen der Passion zum Ausdruck. Der weitere Verlauf des Leidens Christi wird auf dem Berliner Relief in der Figur des Soldaten ganz rechts anschaulich gemacht, der in seiner rechten Hand den Hammer hält, mit dem Jesus anschließend an das Kreuz genagelt werden soll.

Spätmittelalterliche Andachtsliteratur wie die Meditationes Vitae Christi (ca. 1350) des Pseudo-Bonaventura forderten eine immer persönlichere Beziehung der Gläubigen zu Christus und Maria, und die Kreuztragung wurde als eine Mahnung verstanden, das eigene Leben in Einklang mit dem Opfer Christi zu führen. Die Inschrift auf dem Rahmen des Berliner Reliefs ist auch in diesem Zusammenhang zu verstehen: „o.mensch.sich.dise.figur.an.und.wasz got.durch.dich.hat.gedan.desz.solt im.dancken.sicherleich.so.geit er dir.sein.himmelreich“ („O Mensch, betrachte dieses Bild und sieh, was Gott für dich getan hat. Dafür sollst du ihm sicherlich dankbar sein, damit er dir sein Himmelreich schenkt“). Nur wenige Kunstwerke verbinden solche mahnenden Texte mit Bildern. Auch ist das Relief ein rührendes Zeugnis für den persönlichem Umgang mit Andachtsbildern im Mittelalter: Maria wurde in der Volksfrömmigkeit besonders dafür bewundert, dass sie das Leiden ihres Sohnes akzeptierte. Ihre Figur auf dem Berliner Relief, die kaum noch von Johannes aufrecht gehalten wird, ist von den vielen Küssen und streichelnden Berührungen der Gläubigen größtenteils abgerieben worden.

Das Berliner Relief dokumentiert eine wichtige Etappe in der Entwicklung der Kreuztragungsdarstellung. Die horizontale Komposition basiert offensichtlich auf der berühmten Kreuztragung aus Lorch am Rhein, ein Hauptwerk der Berliner Skulpturensammlung, um 1425 geschaffen, in der sich Christus zum Betrachter dreht, als würde er ihn direkt ansprechen. In beiden Fällen entfaltet sich die Handlung auf einer untiefen Bühne von links nach rechts, Christus steht im Vordergrund, und links wird Maria von einer anderen Figur unterstützt. Obwohl beide Kompositionen mittels Gehäuse oder Schriftband streng umrahmt sind, entsteht der Eindruck, als würden wir einen Moment aus einem größeren Zusammenhang wahrnehmen. Die bekannteste Formulierung einer Kreuztragung, in der Christus sich dem Betrachter zuwendet, ist freilich der große Stich von Martin Schongauer von ca. 1475, in dem einige Details unserem Relief nahe stehen.

Stilistisch gehört das Alabasterrelief in den Umkreis des Rimini-Meisters, eines Künstlers, der nach der großen Kreuzigungsg

Entstehungsort stilistisch: Mittelrhein

Material/Technik

Alabaster

Maße

Höhe x Breite x Tiefe: 17 x 27 x 3 cm; Höhe: 17,2 cm; Breite: 26,9 cm; Tiefe: 2,7 cm

Links/Dokumente

Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

Objekt aus: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

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