Das nackte Jesuskind, das mit erhobenen Armen und auf felsigem Untergrund kniend das Kreuz anbetet, gehört zu der großen Gruppe devotionaler Skulptur, die in Spanien besonders im 18. Jahrhundert weit verbreitet war. Ein wichtiges Zentrum war um 1700 Granada, wo José Risueño (1665/1667–1721/1732) häufig den Typ des Passionsknaben, den ›Niño de Pasion‹, für die lokalen Kirchen und Konvente schuf. Im Mittelpunkt der plastischen Darstellungen steht die Vorwegnahme und Aktualisierung des Opfertodes durch das Jesuskind, das sein Leiden vorausahnt: Gestützt auf einen Totenkopf oder gefesselt an eine Säule ermuntert das unschuldige Kind den Gläubigen zum emotionalen Miterleben seiner künftigen Passion. Der Berliner Knabe verehrt das Kreuz als Zeichen seines Todes für die sündige Menschheit. Seine Armhaltung erinnert dabei an die Darstellungen der Stigmatisierung des heiligen Franz von Assisi, der wie der Knabe den Kreuzestod Christi am eigenen Körper erlebte. Besonders lebendig wirkt die kleine Skulptur durch die eingesetzten Glasaugen, die das einfallende Licht reflektieren.
Entstehungsort stilistisch: Spanien
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