Die als französische Figur des 14. Jahrhunderts erworbene Maria einer Verkündigung konnte lange Zeit kunsthistorisch nicht eingeordnet werden. Stilistische Ungereimtheiten und ungeschickte Motive wie die additiv nebeneinander stehenden Faltenpartien zeigen, dass sich der offenbar wenig geübte Bildhauer an mehreren Vorbildern orientiert hat, ohne auf eine organische Gesamtwirkung zu achten. Der vorn sehr dünn erscheinende Mantelstoff, der sich kaum vom Kleid abhebt, wird an den Seiten schwer und steif. Hinzu kommen Motive wie der stark gespitzte Mund sowie das kokette Spiel der Schultern und der rechts herab gerutschte Mantel, die kaum ins 14. Jahrhundert passen. Auch die sonderbare Anhäufung schneckenartig eingedrehter Falten auf der rechten Seite ist wenig mittelalterlich; hier wurde ein Faltenmotiv ideenlos rezipiert. Es dürfte sich daher um ein Werk des 19. Jahrhunderts handeln, und zwar eher der ersten Hälfte, da es kaum etwas von der routinierten Arbeit erkennen lässt, die spätere historistische Skulpturen kennzeichnen. Ein Fälscher wäre wohl auch geschickter vorgegangen. Vielleicht war die Verkündigungsmaria Teil der Neuausstattung einer der zahlreichen Kirchen, die während der Revolution nahezu ausgeräumten wurden.
Entstehungsort stilistisch: Frankreich
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