Die beiden Hauptseiten des Kapitells sind unterschiedlich ornamentiert. Eine Seite zeigt auf den Kanten gestielte Pinienzapfen, zwischen denen auf der Seitenmitte ein Weinblatt flach ausgebreitet ist, das beiderseits von schmalen, geschwungenen Blattwedeln gerahmt wird. Diese Motivkombination ist von Kapitellen des 6. Jahrhunderts übernommen (Inv. 4767), ergänzt um zwei kleine Vierblattrosetten. Auf der gegenüberliegenden Seite wachsen aus seitlichen Füllhörnern Ranken auf. Sie rahmen in großem Schwung ausgebreitete Weinblätter und Blattpalmetten und teilen, sich berührend und wieder auseinanderstrebend, die Fläche symmetrisch ornamental auf.
Als Herkunft für das Kapitell nennt das Inventar die Pantokratorkirche in İstanbul. Dabei handelt es sich genauer um den Komplex dreier Kirchen des ehemaligen Pantokratorklosters in Konstantinopel, das unter Kaiser Ioannes Komnenos zwischen 1118 und 1136 errichtet worden war.
Fotos im Deutschen Archäologischen Institut in İstanbul zeigen das Kapitell lose auf der Erde stehend. Wahrscheinlich entstanden diese Aufnahmen in İstanbul vor 1908, dem Jahr des Erwerbs für Berlin.
Das Kapitell passt motivisch und stilistisch gut zu einem noch in situ in der Westwand der Vorhalle der Nordkirche verbauten Kapitell. Beide zeigen von Ranken mit Seitentrieben umschlossene Blätter mit wulstigen, palmettenartigen Blattlappen und einzelnen Bohrlöchern nahe der Außenkontur der Blätter. Das Kapitell in der Nordkirche sitzt seitlich eines Fensters, dessen Rahmen in es einschneidet.
Die beiden Nebenseiten des Berliner Kapitells zeigen kein Relief. In die eine ist aber eine tiefe senkrechte Einlassung eingearbeitet, die wohl ebenfalls dem Anpassen eines Fensterrahmens diente. Sowohl das in situ befindliche als auch das Berliner Stück gehören der Entstehungszeit des Klosters an.
Entstehungsort stilistisch: Konstantinopel
Erwerbungsort: Istanbul
Historischer Standort: Pantokratorkloster (Konstantinopel)
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