Ein Blattkranz nimmt nahezu die gesamte Fläche des fast quadratischen Bretts ein, in dessen Ecken Palmetten als Füllmotive sitzen. Der Kranz umschließt einen Adler mit erhobenen Schwingen. Er bewegt sich nach rechts, wendet seinen Kopf aber zurück. Um den Hals trägt er eine Bulla, eine Amulettkapsel zum Schutz gegen böse Mächte, die einen Zaubertext oder Heilkräuter enthalten konnte. Im Zusammenhang mit dem Totenkult hat der Adler die Bedeutung eines „Seelenvogels“. Nach altägyptischer Vorstellung wurde ein Aspekt des Seelischen, der so genannte Ba, u. a. als Vogel dargestellt. Er sollte das Grab aufsuchen, um den Leichnam wiederzubeleben. Eine ähnliche Bedeutung hat der Seelenvogel im christlichen Kontext, denn er gilt als Symbol für die Auferstehung und die Errettung der Seele des Toten. Dementsprechend begegnet er auf vielen Grabmonumenten, wo er oft wie zum Beispiel bei der Stele Kat. 57 von Siegeskränzen begleitet wird. Ursprünglich auf die römische Triumphalkunst zurückgehend, versinnbildlichen jene den Sieg über den Tod.
Das Holzrelief war sehr wahrscheinlich als Füllbrett in einen Schrein eingelassen. Ähnliche Adlerdarstellungen kommen in Verbindung mit anderen Motiven wie Flechtbändern und belebten Ranken z. B. auf einer Schreinwand vor, die ebenfalls im Museum für Byzantinische Kunst aufbewahrt wird.
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