Von klassischen Kapitellformen ist dieses Kämpferkapitell weit entfernt. Fußring und Deckplatte sind mit Blattstäben aus Lorbeer geschmückt, die Diagonale bzw. die Ecken werden durch knaufförmige Gemmen betont. Den Kapitellkörper umzieht gleichmäßig ein Muster aus horizontalen Zickzackbändern, die auf ihrer Mittelachse eine plastische Rippe tragen. Die Herkunft des Motivs ist ungeklärt. Die Rippe erinnert zwar an Blattadern, wie sie auf Wein- oder Akanthusblättern dargestellt werden, doch lässt das starrwinklige Muster keine weitere Übereinstimmung mit vegetabilen Formen erkennen.
Die Tendenz, die Kapitelloberfläche >unklassisch< mit Flächenornament zu überziehen, nimmt im 6. Jahrhundert zu, wovon die Bauornamentik von der Polyeuktoskirche (524-527/528) und der Hagia Sophia (532-537) in Konstantinopel zeugen. Aus İstanbul, also Konstantinopel, stammt auch das Berliner Kapitell, als dessen Herkunft das Inventar »Umgebung des alten Serails« angibt. Die Abkehr von klassischen Formen ist hier so weit gediehen, dass eine Datierung in die zweite Hälfte des 6. oder sogar im 7. Jahrhundert anzunehmen ist.
Entstehungsort stilistisch: Konstantinopel
de