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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst Museum für Byzantinische Kunst [4696]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1409103&resolution=superImageResolution#2618326 (Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin / Antje Voigt (CC BY-NC-SA)
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Hohlmaß (für Getreide und Flüssigkeiten)

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Beschreibung

Das kugelig bauchige Gefäß mit glatter Standfläche hat oben abgesetzt einen 1,4 cm hohen und 6,8 cm breiten Rand mit einem Durchmesser von 32 cm. Die Gefäßöffnung ist nach innen leicht konisch von 18,5 auf 17,5 cm Durchmesser verengt, so dass ein entsprechend zugeschnittener Deckel eingepasst werden konnte. Dieser Deckel fehlt, ist aber bei vergleichbaren Gefäßen vorhanden. Der Gefäßrand ist verziert: außen mit Dreiecken, innen abwechselnd mit Spitzovalen und Rauten. Im oberen Drittel des Gefäßes läuft 0,2 cm abgesetzt ein mit Wellenlinien verziertes 7,8 cm breites Band um das Gefäß herum. Auf der Gefäßschulter ist eine Inschrift eingemeißelt: ΕΛΕ(oυ) ΞECT(ων) NΔ (»54 xestai/sextarii Öl«).
Das Gefäß gehört zu einer Gruppe von 9 weiteren sehr ähnlichen Exemplaren in den Museen von Afyon (6), Bursa (2) und Iznik (1), von denen eines aus Afyon und das aus Iznik (nur fragmentarisch erhalten) mit dem Berliner Gefäß weitgehend übereinstimmen.
Die Inschrift weist darauf hin, welche Menge Öl das Gefäß fassen kann. Berücksichtigt man, dass das Öl bei Vollfüllung den Unterrand des fehlenden Deckels wohl nicht berührt haben dürfte, so lag das Volumen etwas unter dem dafür ermittelten Wert von 59,6 l. Gehen wir aber von dem etwas höheren Wert aus, so ergibt sich für den xestes/sextarius ein Volumen von 1,1 l, eine Einheit, die unter den byzantinischen Flüssigkeitsmaßen nicht vertreten ist (vgl. Schilbach 1970). Der Name des Maßes jedoch ist für verschiedene Flüssigkeitseinheiten in der Spätantike und frühbyzantinischen Zeit gut bekannt, bleibt aber deutlich unter 1 l (vgl. Schilbach 1992). Auffällig ist, dass das Volumen von 1,1 l ungefähr dem Doppelten des weit verbreiteten römischen sextarius von 0,540 l entspricht, besonders dann, wenn das gemessene Gefäßvolumen von 59,6 l aus den angeführten Gründen etwas reduziert wird. Doppelmaße von Einheiten sind bei alten Maßen durchaus nicht unbekannt.
Dieses und die übrigen Marmorgefäße standen wahrscheinlich in Kirchen, wo für verschiedene Zwecke reichliche Mengen Öl verwendet wurden. Die Angabe des Volumens erleichterte es dem Wirtschaftsverwalter der Einrichtung, dem oikonomos, beim Nachfüllen den Verbrauch zu kontrollieren.
Dekor und Buchstabenformen bieten Anhaltspunkte für die Datierung: Das Band aus Rauten und Spitzovalen ahmt Edelstein-Cabochons nach, die in dieser Art im 10./11. Jahrhundert beliebt waren (vgl. Kat. Köln 1984, 206). Die Bänder aus Ovalen und Rauten oder Rechtecken kombiniert mit Dreiecken als Band oder in ähnlicher Weise sind aber auch typisch für bestimmte opus sectile-Fußböden des 11. Jahrhunderts in Hosios Lukas, der Johanniskirche auf Patmos, der Koimesiskirche in Nikaia und der Nikolaoskirche in Myra (Feld 1975, 395-396).
Die Buchstaben ζ mit der Ober- und Unterhaste an fast einem Kreis in der Mitte und N mit abgetrennter, geschwungener Querverbindung finden sich ähnlich in Handschriften und auf Gegenständen des 10.-12. Jahrhunderts (vgl. Kat. Paderborn 2001, I.62; Stikas 1970, Taf. 34a, 60a, 81; Cutler/Spieser 1996, 165 Abb.; Kat. New York 1997, Nr. 125; Bank 1966, Abb. 205). Die Marmorbrüche von Dokimaion bei Akroinon lagen seit der Besetzung dieses Gebietes durch die Seldschuken wenige Jahre nach der Schlacht von Mantzikert 1071 außerhalb des byzantinischen Herrschaftsgebietes. Die Gefäße werden deshalb aus der Zeit davor stammen. Die meisten von ihnen sind ohne größere Abnutzungsspuren. Deshalb dürfen sie nicht allzu lange in kirchlichem Gebrauch gewesen sein, wohl weil mit der Islamisierung von Zentralkleinasien Kirchen aufgelassen und die darin vorhandenen Geräte außer Gebrauch kamen oder einem anderen Zweck zugeführt wurden.

Entstehungsort stilistisch: Kleinasien

Material/Technik

Marmor

Maße

Höhe: 47,9 cm; Durchmesser: 50 cm; Gewicht: 40 kg; Wandstärke: 1,75 cm; Volumen: Oberrand der Gefäßöffnung 60,6 l , bis Unterrand 59,6 Liter

Links/Dokumente

Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

Objekt aus: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

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