Der Überlieferung zufolge soll das Relief aus dem Weißen Kloster stammen, das der berühmte koptische Mönchsvater Apa Schenute von Atripe († nach 451) bei Sohag in Oberägypten gegründet hatte. Möglicherweise hat aber erst der mit koptischen Buchstaben in die Sockelleiste eingeritzte Name »Apa Schenute« zu dieser Herkunftsangabe geführt. Der Mönchsheilige steht frontal unter einer Bogenarchitektur. Er ist mit einer langen, gegürteten Tunika bekleidet, über der die Aufschläge einer großen, vor der Brust geknoteten Kapuze liegen. In seiner erhobenen Rechten hält er zum Zeichen seiner Abtswürde einen Stab, die Linke umfasst ein schmales Band mit diagonalen Einschnitten, welches über die linke Schulter gelegt ist und bis zum Mantelsaum herabreicht. Das stark verriebene Antlitz lässt noch den langen spitzen Bart, eine große Haarlocke und die Andeutung von Augenschlitzen erkennen.
Mit Ausnahme der architektonischen Rahmung entbehrt die Stele aller Motive, die an christlich-ägyptischen Grabdenkmälern die selige Entrücktheit der Verstorbenen und die erhoffte Errettung aus dem Tode versinnbildlichen. Es ist somit nicht sicher, ob das Relief des Apa Schenute ein Grabdenkmal war oder als Verehrungs- und Erinnerungsbild diente, zumal ein Nimbus als Zeichen erworbener Heiligkeit fehlt. Die sorgfältige Herrichtung der Säulen und der Arkaden sowie der stilistische Gegensatz von Figur und Umrahmung würden einer Entstehung der Stele bald nach dem Tod des Apa Schenute nicht widersprechen.
Historischer Standort: Sohag (Schenute-Kloster)
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