Im Nachtragsband aus dem Jahr 1923 zu den bereits erschienenen Bestandskatalogen der Abteilung der Bildwerke der christlichen Epochen ist das verzierte Brett erstmals eingehend besprochen worden. Seither wurde es mehrfach publiziert. Neue Erkenntnisse konnten vor allem durch Holzanalysen sowie Forschungen im Rahmen einer Dissertation über Holzschnitzereien spätantiker bis frühislamischer Zeit aus Ägypten gewonnen werden. Dendrochronologische Untersuchungen, mit deren Hilfe sich das Alter konkreter als durch die herkömmliche Methode des Stilvergleichs bestimmen ließe, sind noch nicht durchgeführt worden.
Die ungewöhnliche Form des reich verzierten Brettes und die Tatsache, dass sein Dekor oben und unten beschnitten ist, sind eindeutige Merkmale für eine Weiterverwertung. Zapfenlöcher an der Unterseite belegen, dass es ursprünglich zu einem Möbelstück gehörte und mit anderen Teilen verbunden war. Mangels komplett erhaltenen Mobiliars aus dem spätantiken Ägypten lässt sich die ursprüngliche Funktion nicht näher bestimmen. Die Vorderseite des Brettes ist bis auf die Ränder an den Schmalseiten über die gesamte Fläche mit Ornamenten, Tierfiguren und pflanzlichen Motiven in flachem Relief überzogen in einem Stil, der deutlich arabischen Einfluss erkennen lässt. Ein Rautenband bildet den oberen, leicht gebogenen Abschluss. In der Mitte der Bildzone darunter ist ein Spitzgiebel zu erkennen, links und rechts davon Halbkreise. Verschiedene Tiere sind dazwischen in symmetrischer Anordnung verteilt: besonders auffallend sind zwei Adler mit aufschwingenden Flügeln, einer Bulla um den Hals und einem Kreuz in einem Kreis über dem Kopf – ein Motiv, das in der Grabkunst geläufig ist und sich auf vielen Stelen wiederfindet. Die anderen Tiere (Fabelwesen zu Seiten der Adler sowie Vierbeiner, vermutlich Löwen, und Pfauen oder Enten in den Ecken oben links und rechts) haben dagegen keinen direkten Bezug zum Totenkult. In der linken Hälfte ist unten teilweise eine Abschlussleiste erhalten, die bezeugt, dass die Bildzone dort endete. Die gegenwärtigen Konturen des Brettes ahmen grob die Umrisse eines menschlichen Körpers nach. Derart zugeschnittene Bretter aus schlichten Hölzern oder aus wiederverwendetem Material sind von der Spätantike an bis etwa zum 8./9. Jahrhundert zu Begräbniszwecken zur Aufbahrung der Toten verwendet worden, wie z. B. Funde aus jüngeren Ausgrabungen in der nördlichen Nekropole von Antinoopolis bezeugen. Sie dienten als Unterlage für den Körper und wurden mit ins Grab gegeben.
Cäcilia Fluck (2017)
Erwerbungsort: Kairo
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