Die schlanke Formella schließt oben mit einem geschweiften Kielbogen ab und ist ringsum mit einem versetzen Zahnschnitt gerahmt. Im Zentrum erscheint ein Lebensbrunnen, aus dessen Schale wiederum ein Lebensbaum emporwächst. Der Brunnen besteht aus einer Säule in Gestalt eines Pflanzenschaftes mit geschupptem Stamm und einer geriefelten Schale mit profiliertem Rand. Der Pflanzenschaft wächst aus einem durch Furchen und mehreren Reihen tiefer Bohrungen angedeuteten Blätterkelch empor. Die untere Bildzone wird von einer Tierkampfszene beherrscht, die den Lebensbrunnen fast gänzlich überschneidet. Auf Kopf und Rücken einer nach links gewandten und auf den Vorderläufen zusammengebrochenen Gazelle steht ein Löwe mit mächtigen Pranken nach rechts und schlägt die Zähne in die Kruppe des Tieres. Sein Schweif ist zwischen den Hinterbeinen hindurchgeführt; die blattförmige Quaste ragt vor dem Brunnenschaft empor. Aus der Brunnenschale wächst ein kurzer geschuppter Pflanzenschaft auf, der sich in zwei unterschiedlich ausgeführte Blätter verzweigt und sodann in einen glatten, seitlich abgefassten (»sechseckigen«) Stängel übergeht, der sich unterhalb des Kielbogens abermals in ein gegenständiges Blattpaar teilt und in einem Granatapfel endet. Auf dem unteren Blattpaar sitzen einander zugekehrt zwei symmetrisch angeordnete Pfauen, die ihre Köpfe aus dem Bild heraus wenden. In der Wiedergabe der Körperformen, der pflanzlichen Elemente, der Tierfelle und der Pfauengefieder fällt jetzt gegenüber früheren Werken wie dem Pfauenrelief Inv.2925 eine deutlichere Ornamentalisierung auf. In der fast vollplastischen und tiefenräumlichen Ausbildung der Figuren wird eine neue Reliefauffassung wirksam. In der Verknüpfung von Tierkampf, Lebensbrunnen bzw. Lebensbaum und Pfauen bestätigt das Relief unauflösliche Einheit von Todesbedrohung und Errettung.
Entstehungsort stilistisch: Venedig
Historischer Standort: Potsdam (Friedenskirche)
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