Zwischen spiralförmig kannelierten Säulen steht Maria mit ausgebreiteten Armen auf einem profilierten Bema. Für diesen Typus der fürbittenden Gottesmutter (Maria Orans) überliefern Münzbilder seit der Mitte des 11. Jahrhunderts den Beinamen Blachernitissa. Das Haupt, die Kapitelle, ein Teil der rechten Säule und der bogenförmige obere Abschluss sind weggebrochen (Höhe einst 235 cm). Maria ist in ein langes, hochgegürtetes Gewand gehüllt und trägt über Kopf und Schultern das Maphorion (Manteltuch), das im Rücken herab fällt und mit einer Fransenborte endet. In den rautenförmigen Bohrungen auf Brust, Manschetten und Oberschenkeln waren kreuzförmige Appliken aus Metall befestigt. Wie die durchbohrten Handflächen erkennen lassen, gehört das Fragment zu der Gruppe der Brunnenikonen. Sie finden ihre Erklärung im Zeremonienbuch Kaiser Konstantins VII. Porphyrogennetos († 959): Danach befand sich in der Photeinoskapelle der Konstantinopeler Kirche der Theotokos Blachernitissa ein Marmorbild der Gottesmutter, »die aus ihren eigenen heiligen Händen das heilige Wasser fließen lässt«. Der Fundort des Reliefs, das ehemalige Peribleptoskloster, heißt seit türkischer Zeit Sulu Manastır, Kloster mit Wasser. Unter dem Altar der benachbarten Stephanoskirche entsprang eine starke Quelle. Die Stephanoskirche ließ der Sebastokrator Isaakios, Sohn Kaiser Alexios I. Komnenos, um 1152 erneuern. Insofern ist es möglich, dass die Quelle bei dieser Gelegenheit mit dieser Brunnenikone eingefasst wurde.
Entstehungsort stilistisch: Konstantinopel
Historischer Standort: Peribleptoskloster (Sulu Monastir) in Konstantinopel
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