Mit expressiv formauflösender Geste und mit breit eingesetztem Pinsel wirft Corinth die Rüstungsteile hin, zerfahren und zerschmettert. Sie mögen als Metapher verlorener Wehrhaftigkeit nicht nur in jenen Jahren des zu Ende gehenden Ersten Weltkrieges höchst bedeutungsträchtig erschienen sein, sondern sie wirken als Frage an die begrenzete Wirkamkeit jeglicher Panzerung – auch im übertragenen Sinne – irritierend. Doch der nunmehr sechzigjährige, lebenserfahrene Lovis Corinth faßt sein scheinbar zufällig aufgefundenes Motiv – es gehört allerdings zu einer Reihe ähnlicher Bilder mit Rüstungen – nicht vordergründig illustrativ auf, etwa als Metapher der Kriegserfahrung oder als Sinnbild persönlichen Scheiterns. Vielmehr behandelt er die graue, an Farbreflexen und Nuancen so überaus reiche Metalloberfläche in erster Linie als rein malerisches Problem; er umfährt malend die Rundungen, spielt mit Glanzlichtern und Schatten und krönt das Bild, das sich vor den Augen des Betrachters diffus auflöst, durch ferne, blutrote Farbakzente. | Bernhard Maaz
Schenkung Dr. Otto und Ilse Augustin
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