1894 hatte Slevogt den portugiesischen Bariton Francisco d’Andrade (1856–1921) in München als Don Giovanni in Mozarts Oper erstmals gehört. Ein großes Rollenporträt des Sängers stellte er 1902 in der Berliner Secessionsausstellung unter dem Titel »Das Champagnerlied« vor (Staatsgalerie Stuttgart). Die Kritik war begeistert, und Slevogt hatte einen lebenslangen Freund gewonnen, dessen Physiognomie er in den verschiedenen Rollen immer wieder studierte, um das Geheimnis der Verschmelzung von Künstler und Rolle zu ergründen. Das skizzenhafte Bildnis des privaten, Zeitung lesenden Sängers hat Slevogt im Sommer 1903 auf der Terrasse des Landhauses von Francisco d’Andrade in Bad Harzburg gemalt. Es hing fortan im Salon der Berliner Wohnung des Sängers, wie alte Fotos zeigen, und blieb noch lange im Besitz der Familie. | Angelika Wesenberg
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