Während seiner Studienreisen durch Holland und Belgien lernte Carl Albrecht auch die holländische Malerei des 17. Jahrhunderts kennen, die groß aufgefaßten Darstellungen der Bürgersfrauen von Gerard ter Borch etwa, bei ihren häuslichen Beschäftigungen. Das Bildnis einer »Stickerin« in verlorenem Profil, mit nur wenigen Attributen näher charakterisiert, scheint aber gleicherweise von den bildfüllenden Frauengestalten in prächtigen Kleidern auf Bildern der französischen Impressionisten beeinflußt. Auch diese sind häufig schräg von hinten gezeigt, so daß Ausdruck und Bewegung fast allein durch das lebendige Spiel der Falten ihrer Kleider, durch Licht und Schatten auf den üppig fallenden Stoffen entsteht. Dargestellt ist vermutlich die Gattin, Anna Elisabeth Agnes, geb. Hochstrasser, 1906/07 Schülerin von Ludwig Dettmann an der Kunstakademie in Königsberg, die Carl Albrecht Anfang 1908 in Cronberg im Taunus geheiratet hatte.
Albrecht gehörte 1914 zu den Künstlern, die innerhalb der Großen Berliner Kunstausstellung eine eigene Werkschau erhielten (30 Arbeiten in einem gesonderten Raum). Die Kunstkritik würdigte die eher konventionellen, aber mit feinem Sinn für koloristische Wirkungen gemalten Innenräume und Stilleben kaum; Wilhelm II. aber verlieh Albrecht die Goldene Medaille für Kunst. | Angelika Wesenberg
de