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Nationalgalerie Alte Nationalgalerie [A I 201]
https://id.smb.museum/digital-asset/4995858 (Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Andres Kilger (CC BY-NC-SA)
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Eisenwalzwerk (Moderne Cyklopen)

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Beschreibung

Nachdem Menzel die Reihe der großen Bilder zum Leben Friedrichs II. abgebrochen hatte, suchte er seine Gegenstände fast ausschließlich im Leben der Gegenwart, dessen modernes Chaos er erkundete. So konnte er das bis vor kurzem der Historienmalerei vorbehaltene Großformat einer Darstellung industrieller Arbeit widmen, ein auch im europäischen Kontext beispielloses Vorgehen, denn Courbets modernstes Sujet – in technischer Hinsicht – war die »Feuerwehr« geblieben (Musée des Beaux-Arts de la Ville de Paris, Petit Palais), und auch Ford Madox Browns »Work« (1852–1865, Manchester Art Gallery) stellte noch keine Maschinenarbeit dar.
Die Wahl des Gegenstandes ergab sich nicht aus dem Auftrag eines Industriellen, es galt, kein ›Porträt‹ einer Fabrik zu malen, wie bei dem großformatigen Bilderzyklus »Geschichte einer Lokomotive« (1873–1876), den Menzels Freund Paul Meyerheim gleichzeitig für den Fabrikanten Albert Borsig schuf (heute Stiftung Stadtmuseum Berlin, und Stiftung Deutsches Technik Museum, Berlin). Bei Menzel schaltete sich der Bankier Adolph von Liebermann als Käufer erst ein, als mindestens der Plan schon gefaßt war. Das Thema war Menzel paradoxerweise durch einen Auftrag veralteter Art nahegebracht worden: Schon 1869 hatte er in eine allegorische Komposition (zum Jubiläum der Heckmannschen Metallfabrik) zwei von Glut und Rauch erfüllte Gießereiszenen eingefügt. Noch in der Dreiteilung des Eisenwalzwerkes – den Produktionsvorgang flankieren Männer, die sich nach beendeter Schicht waschen, und andere, die gierig ihre Pausenmahlzeit verzehren – klingt wohl die Einteilung der Gouache »Adresse zum fünfzigjährigen Jubiläum der Firma Heckmann« von 1869 (Kupferstichkabinett, Berlin) nach.
Inzwischen aber war der Stoff noch aktueller geworden, denn die Industrialisierung Deutschlands wurde nach dem Sieg von 1870/71 über Frankreich durch immense Reparationszahlungen des unterlegenen Nachbarn noch beschleunigt. Auch der Gründerkrach 1873 fiel mitten in die Arbeit am »Eisenwalzwerk«. Im Spätsommer 1872 war Menzel eigens nach Königshütte in Oberschlesien gereist, wo die von dem großen Berliner Bankier Gerson Bleichröder mitfinanzierte Vereinigte Königs- und Laurahütte AG zugleich einen sehr hohen technischen Stand und akute soziale Spannungen erkennen ließ, und studierte diese zukunftsträchtige Gegenwart nicht anders als zuvor die Sachzeugen der Geschichte. Er las Ingenieurliteratur und zeichnete Maschinen und Werkzeuge, vor allem aber die Bewegungen der Arbeiter, deren Dramatik durch die Partnerschaft mit Maschinen geprägt ist. Nicht vielen unter den zahlreichen überlieferten Zeichnungen sieht man die spontane, vorsatzlose Entstehung an; die meisten Einzelstudien finden sich auf dem Gemälde wieder, als sei Menzel mit einer fertigen Kompositionsidee an den Ort des Geschehens gereist, um dort Detailanschauung zu gewinnen. Doch einen Gesamtentwurf scheint es, wie für die anderen Werke nach 1865, niemals gegeben zu haben. Da Menzel auch in Berliner Metallfabriken – etwa Borsig in Moabit – weitere Studien zeichnen konnte, wird das Gemälde in abwechselndem Zeichnen und Malen gewachsen sein.
Ausführlich und technisch genau hat Menzel in einem Textvorschlag für den Katalog der Nationalgalerie im April 1879 das Bildgeschehen festgehalten (A. Menzel, Briefe, Bd. 2, Berlin 2009, S. 764–766): Wie die aus einem Schweißofen geholte weißglühende ›Luppe‹, aus der eine Eisenbahnschiene werden soll, von einem Wagen, dessen Deichsel man hochschiebt, unter die erste Walze eines Walzenstranges zu gleiten beginnt. Drei mit Zangen bewaffnete Arbeiter geben ihr die Richtung; drei andere, hinter denen sich eine mächtige Hebevorrichtung erhebt, erwarten die Luppe jenseits der Walze. Danach wird sie »an den sämmtlichen unter sich verschieden profilierten Gängen des ganzen Walzenstranges« hin- und zurückgeführt werden. »Links fährt ein Arbeiter einen Eisenblock, dem der Damp

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Maße

Höhe x Breite: 158 x 254 cm; Rahmenmaß: 192 x 288 x 11 cm

Links/Dokumente

Nationalgalerie

Objekt aus: Nationalgalerie

Die Nationalgalerie umfängt einen Kosmos der Kunst vom 19. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart. Wer sich in ihre Ausstellungen begibt,...

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