Der ungarische Maler Tihamér Margitay dürfte diese eindrückliche Figurenstudie noch während seines Studiums an der Münchner Akademie unter Gyula Benczúr geschaffen haben. In nahezu ›caravaggeskem‹ Licht und dem tonigen Kolorit der Münchner Schule ist ein älterer gebeugter Mann gegeben, der mit seinen geballten, nach hinten geführten Händen an einem unsichtbaren Seil etwas Schweres zu ziehen scheint. Nur der nackte Rücken mit den vor Anstrengung angespannten Schulter- und Armmuskeln ist genauer ausgeführt, alles andere, insbesondere das Gesicht, sind in raschen Pinselstrichen nur schemenhaft angedeutet. Bereits Mitte der 1880er Jahre dann wandte sich Margitay von der Genre- und Historienmalerei, die ihm keine Erfolge brachte, ab und verlegte sich auf meist humoristische Alltagsschilderungen der feinen Gesellschaft, eine Salonmalerei, die sich nach großen Publikumserfolgen bald selbst überlebte. | Regina Freyberger
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