Carl von Piloty, der seinen Stil der Historienmalerei auf zahlreichen Reisen auch nach Frankreich und Belgien entwickelte, gelang mit »Seni an der Leiche Wallensteins« der künstlerische Durchbruch. Die große Ausführung dieses Bildes (312 × 364,5 cm, Neue Pinakothek, München) wurde bereits von den Zeitgenossen als das wichtigste Werk des Künstlers angesehen. Wir sehen den obersten Feldherrn des österreichischen Kaisers tot in seinem Schlafgemach liegen. Vor ihm steht sinnend sein Astrologe Giovanni Battista Seni, der die Tat eben entdeckte. Er ist nicht überrascht, noch am Vorabend hatte er Wallenstein vor dem nahen Unheil gewarnt. Piloty kannte die Umstände des Geschehens aus Friedrich Schillers »Geschichte des dreyßigjährigen Krieges« (1792), die er selbst besaß, mehr noch bezog er sich auf dessen »Wallenstein«-Trilogie von 1799 (Wallensteins Tod, 5. Aufzug, 5. Auftritt). Doch illustrierte er nicht. Als Maler entwickelte Piloty mit dem umgestürzten Globus, den niedergebrannten Kerzen, der abgewandten Schicksalsgöttin Fortuna auf der Spitze des Leuchters sein eigenes, visuell eindringliches Bild. In signifikanten Details, wie der aufgebrochenen Tür und dem zusammengeschobenen roten Teppich wiederum folgte er dem Dramentext Schillers. Wallenstein, die wohl bedeutendste Persönlichkeit des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) wurde aufgrund seiner Friedensbemühungen mit Schweden und Sachsen des Hochverrats bezichtigt. 1634 wurden er und die ihm treuen Offiziere in Eger ermordet.
Piloty hat verschiedentlich kleinformatigere Repliken seiner Hauptbilder gemalt. Allein drei Repliken des Bildes »Seni an der Leiche Wallensteins« hingen im Treppenhaus zu seiner Wohnung in der Königinstraße in München. Eine davon gelangte in die Reichskanzlei und befindet sich heute als Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland in der Nationalgalerie (vgl. B. Schwarz, Geniewahn. Hitler und die Kunst, Weimar 2009, S. 150 f.). | Angelika Wesenberg
Leihgabe der Bundesepublik Deutschland
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