Dargestellt ist mit knappen Mitteln ein eingeschlafener alter Gelehrter in einem Ohrensessel, das aufgeschlagene Buch noch in der herabgesunkenen Linken haltend. Auf dem Tisch vor ihm sitzt ein Vogel, vermutlich ein Rabe. Er beugt sich über einen Napf, der vielleicht Tinte enthält. Liegt dem keine literarische Vorlage zugrunde, was gut denkbar wäre, kann der Rabe auch als Todes- und Ewigkeitsbote verstanden werden. Durch dieses Element entsteht auf kleinstem Raum eine erzählerische Struktur. Die Studie ist 1885 datiert, im gleichen Jahr malte Repin das Bildnis des alten Dmitri Iwanowitsch Mendelejew (Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau).
Der besondere Reiz des kleinen Bildes beruht auf der atmosphärischen Dichte, dem reichen Licht- und Schattenspiel, gebildet aus feinen Farbabstufungen von Hellgrau und Braun, mit wenigen Rottönen. Der unmittelbare Pinselduktus ist flüssig und geistreich, mit wenigen Strichen ist das Motiv deutlich charakterisiert. | Angelika Wesenberg
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