Tilla Durieux, ab 1910 mit Paul Cassirer, von dem die Nationalgalerie diese Wandmalerei erhielt, erinnerte sich: „Der Ball der Sezession fand zwar erst seit wenigen Jahren statt, trozdem war er bekannt durch die schönen Frauen der Künstler und durch die originellen Kostüme, die man dabei sehen konnte. Außerdem ließen es sich die jungen Maler nicht nehmen, in wochenlanger Arbeit die Wände der Festsäle auf das originellste zu bemalen.“ (Tilla Durieux, Eine Tür steht offen. Erinnerungen, Berlin 1954, S. 63)
Die Wanddekorationen zum „Revolution’s Ball“, dem Faschingsfest der Berliner Secession am 3. März 1908 haben Beckmann und Slevogt ausgeführt, nicht in wochenlanger Arbeit, sondern wohl am Tage vor dem Ball. Das Plakat dagegen schuf Karl Walser.
Ludwig Justi erwähnt die unsignierte, ungerahmte Malerei auf grobem Rupfen von Slevogt in seinem Aufsatz zum „Zauberflöten-Fries“ der Nationalgalerie: „Wenige Tage nach Einbringung dieser Leihgabe [Max Slevogt, Fries zur „Zauberflöte“ von Mozart, Inv.-Nr. A II 744] bescherte uns Apoll noch eine zweite, Schrecken der Revolution darstellend. Im Fasching 1908 feierte die Sezession einen Guillotine-Ball, ungünstig vermerkt in manchen Kreisen. Slevogt und Beckmann malten überlebensgroße Gestalten auf die Rupfen-Bespannung des oberen schmalen Saales. Nach dem Fest ließ Paul Cassirer die Leinwand abschneiden, hob sie auf und hat uns nun die Slevogt-Bilder freundlicher Weise zur Verfügung gestellt; sie hängen im Studiensaal unserer Zeichnungen-Sammlung, also auf die Cladower Gartenhalle folgend. Eine Stufenleiter der Formate: Aquarelle, Zauberflöte, Cladow, Revolution – Wechsel der Erfindung und der Ausführung. Die riesigen Figuren vom Ballfest sind ganz breit, ohne Grundierung, auf den grauen Rupfen gesäbelt, in fahl-grellen Tönen, einfache Anstreicher-Farben, die trefflich erhalten und zur Freude des Meisters sehr schön geworden sind. Lange schmächtige Kerle, auch ein schwarzer ist dabei, und hellhäutige Weiber. Einer baumelt, Kopf nach unten; die anderen werden zur Guillotine gezerrt und in einem Wagen verladen. Das politische Instrument selbst fehlt: die blutend – auf die tanzenden Paare - herabrollenden Köpfe schienen dem Maler hinterher nicht wert der Ewigkeit, und so hat er sie vernichtet. Diesem grausigen gradus ad Parnassum muß man also den Mittelpunkt des Festgedankens in Erinnerung oder Einbildung hinzufügen.“ (Ludwig Justi, 1924) | Angelika Wesenberg
de