Kaiser Wilhelm II. ist auf dem repräsentativen Bild fast frontal dargestellt, den Kopf leicht nach links gewandt, die Augen am Betrachter vorbei in die Ferne gerichtet. Er trägt die Uniform der Garde du Corps mit dem Adlerhelm – seine Lieblingsuniform. Kaiserin Auguste Viktoria auf dem Pendantbild (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A III 543) dagegen wendet Gesicht und Blick dem Betrachter zu. Das ärmellose Kleid betont ihre Weiblichkeit, Krönchen, Kette und Schärpe ihre Würde. Beide Darstellungen folgen, trotz sprechender Versatzstücke, vorgegebenen Mustern. »Die Kunst für Alle« vom 1. November 1891 (7. Jg., H. 3, S. 43) berichtete über die Herbstausstellung der Galerie Fritz Gurlitt, in der mehrere Porträts von Paul Beckert zu sehen waren: »Weniger glücklich ist das Bildnis des Kaisers, der in Garde du Korps-Uniform mit über die Schulter gelegtem Pelz dargestellt ist. Die Haltung ist zu posiert. In der Farbenwirkung gut abgestimmt ist der dunkelblaue Herbsthimmel, der neben der hellen Steinsäule im Hintergrund sichtbar wird. Die gleichfalls ausgestellte Skizze ist dem Lenbachschen letzten Kaiserbild stark nachempfunden.«
Das Bildpaar von Beckert befand sich ab August 1917 als Leihgabe des Preußischen Kultusministerium im großen Sitzungssaal des Evangelischen Konsistoriums in der Lindenstraße in Berlin und blieb, gleich Kaiserbildnissen an anderen Orten, offenbar auch nach der Revolution dort hängen. 1938 teilte das Konsistorium dem Kultusministerium mit, daß infolge einer Instandsetzung und zeitgemäßen Ausgestaltung des Saales die Bilder abgenommen und provisorisch untergestellt wurden (SMB-ZA, I/NG 863). Das Bildpaar wurde in der Folge der Nationalgalerie übergeben. | Angelika Wesenberg
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