Im Jahre 1909 erwarb Max Liebermann ein Grundstück am Großen Wannsee, im folgenden Jahr ließ er sich darauf eine Villa bauen und begann unter Beratung seines Freundes Alfred Lichtwark, Direktor der Hamburger Kunsthalle, einen genau durchdachten Garten anzulegen. Seit Beginn des Ersten Weltkrieges reiste Liebermann im Sommer auch nicht mehr nach Holland. Das Grundstück am Wannsee wurde zum Refugium für ihn und die engste Familie, und er vor allem lieferte es in den letzten zwanzig Arbeitsjahren die Vorlage für zahlreiche Bilder.
Das Motiv der Tochter Käthe in weißem Kleid und Hut auf der weißen Bank bei der Kastanie sitzend hat Liebermann in den Kriegsjahren 1915/16 mehrfach dargestellt. Das gültigste Werk gelangte anläßlich des 70. Geburtstages des Künstlers als Geschenk der Familien Mendelssohn und Oppenheim in die Nationalgalerie. Um den hellen Mittelpunkt herum entwickelt sich bei diesem Bild eine fast ungegenständliche Malerei: Das schützende, bis zum oberen Bildrand reichende Grün von Hecke und Baum ist ein Gefüge aus Pinselhieben in verschiedensten Farbtönen. Die Wiese vor der Bank ist farblich einheitlicher angelegt, hellgrün mit einem großen gelben Sonnenfleck, den Weg an der rechten Seite wiederum hat das Licht violett gefärbt. | Angelika Wesenberg
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