Prinzessin Victoria (1840–1901), die Tochter von Königin Victoria von Großbritannien und Irland, ehelichte 1858 Prinz Friedrich von Preußen, dessen Vater Wilhelm I. 1861 zum König von Preußen, 1871 nach dem Deutsch-Französischen Krieg in Versailles zum Kaiser gekrönt wurde. 1866, in dem Jahr, in dem der holländische Maler Laurens Lodewijk Kleijn die Kronprinzessin mit dem Luisenorden auf der linken Schulter porträtierte, stand Preußen im Krieg mit Österreich; Friedrich befand sich als Oberkommandeur der 11. Armee an der Front. Am 12. April wurde die zweite Tochter des Kronprinzenpaares geboren; am 18. Juni starb der damals 21 Monate alte Sohn Sigismund an Meningitis. Am 3. Juli entschied sich der Krieg in der Schlacht bei Königgrätz zugunsten Preußens. Das repräsentative Bildnis dürfte wenige Zeit später entstanden sein: Das Taschentuch in der linken Hand verweist auf den Verlust der jungen Mutter, die auf Druck des preußischen Herrscherhauses bald wieder den öffentlichen Verpflichtungen nachzukommen hatte. Trauer und Schmerz stehen der jungen Kronprinzessin ins Gesicht geschrieben, zeigen sich in den Augenringen und färben den Blick. Bei aller Konventionalität des Bildes ist Kleijn ein einfühlsames Staatsporträt gelungen. Für wen es bestimmt war, ist unbekannt. | Regina Freyberger
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