Das Motiv der Weinprobe hat Hasenclever über Jahre hinweg, wahrscheinlich seit 1838 und bis in sein letztes Jahr hinein, mehrfach variiert. Allein in Berlin befanden sich drei Fassungen, eine von ihnen wurde 1848 von Friedrich Wilhelm IV. gekauft. Das für die Sammlung Wagener gemalte Bilderpaar »Das Lesekabinett« (Nationalgalerie, W.S. 71) und »Die Weinprobe« kombiniert demnach zwei unabhängig voneinander gewachsene Werkideen, die dennoch einen willkommenen Kontrast von geistiger und ›geistiger‹ Beschäftigung herstellen. Die Figuren sind vermutlich zum Teil Porträts; einige von ihnen erkennt man auf Hasenclevers Bild »Die Polizeistunde« von 1845 wieder (Museum Georg Schäfer, Schweinfurt). Erzählerisch ausgeschmückt wird die Komposition in einem humoristischen Text dieser Jahre, »Die Wein-Commission«, über einen Ausschuß, der den Wein für eine Jubiläumsfeier so gründlich prüft, daß seine Mitglieder das Jubiläum verschlafen – eine Anspielung auf vergleichbare Komitees 1848/49? | Claude Keisch
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