Im Mai 1829 begab sich Carl Blechen, gemeinsam mit den Malern August Kopisch und Leopold Schlösser, von Neapel nach Pompeji, anschließend reiste er nach Sorrent und Amalfi. Dort durchwanderte Blechen das von zahlreichen Brücken und Fabrikgebäuden geprägte Mühltal sowie die umliegenden Berge. Seine Eindrücke von der Bergwelt um Amalfi hielt er in zahlreichen Skizzen fest. Diese Blätter, auch das ›Amalfi-Skizzenbuch‹ genannt, gehören zu den herausragenden künstlerischen Resultaten dieser Reise. Unter ihnen ist eine Pinselzeichnung mit dem Motiv des Mühltales erhalten (P. O. Rave, Karl Blechen, Berlin 1940, Nr. 1157), die dem Künstler als Vorlage für sein zwei Jahre später entstandenes Gemälde diente. Die in der Zeichnung wiedergegebene Ansicht des Tales hat Blechen im Gemälde poetisiert und zugleich entrückt: Hell schimmernde und dunkel verschattete Felsen ragen aus dem üppigen Pflanzenwuchs der Schlucht hervor. Strahlendes Licht dringt ins Tal, besonnt die Mauern der Mühle und versilbert die aus dem Schornstein der Fabrik quellenden transparenten Rauchschwaden. Lichtreflexe funkeln auf den im Wind bewegten Baumwipfeln und auf den herabstürzenden Gewässern des Wildbachs. Eine Gruppe von Holzfällern schlägt Bäume, um Heizmaterial zu beschaffen. Mit betonten Vertikalen und mit starken Hell-Dunkel-Kontrasten hat Blechen in diesem Werk dramatische Akzente gesetzt. Obzwar malerisch eingebunden und umschlossen von der erhabenen Bergnatur Süditaliens, thematisiert Blechen mit dieser Fabrikdarstellung wie auch mit der etwa zeitgleich entstandenen Ansicht »Walzwerk Neustadt-Eberswalde« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A III 860) die beginnende Industrialisierung.
Von dem Gemälde existiert eine weitere, sich in Privatbesitz befindende Fassung. Eine ähnlich angelegte Komposition mit veränderten Architekturmotiven gehört dem Museum der bildenden Künste in Leipzig. | Birgit Verwiebe
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