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Nationalgalerie Alte Nationalgalerie [A I 1014]
https://id.smb.museum/digital-asset/5013990 (Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Im Sommer

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Beschreibung

Das Bild der Lise Tréhot (1848–1922) ist Abbild und Wunschbild zugleich. Seit 1867 malte Renoir seine Freundin mehrfach in großen Rollenbildern: beispielsweise als anschmiegsame, vornehme Frau in einem Ganzfigurenporträt zusammen mit seinem Malerfreund Sisley. Das Bild wurde denn auch lange als »Das Ehepaar Sisley« geführt (1868, Wallraf-Richartz-Museum, Köln). Ein weiteres Werk zeigt Lise als vornehme Städterin beim Spaziergang im Grünen, in Weiß gekleidet und mit einem Sonnenschirm (»Lise mit dem Sonnenschirm«, 1867, Essen, Museum Folkwang). Im Bild »Im Sommer« ist sie mädchenhaft gegeben, mit dem Aussehen einer jungen Zigeunerin, ›bohemiennehaft‹: Die Bluse ist achtlos von der Schulter gerutscht, das dunkle Haar hängt offen herab, von dem roten Band mit Schleife eher betont als gehalten. Lise sitzt breitbeinig auf einem einfachen Gartenstuhl vor grünem Laubwerk. Das Zigeunerleben galt damals als Muster für die erträumte Freiheit und Ungebundenheit des eigenen Lebens. Nicht von ungefähr bezeichnet der Begriff ›Bohème‹ das soziale und kulturelle Verhalten einer ganzen Gruppe meist junger Künstler. Die Expressionisten werden ihre Freundinnen nach anderen Wunschbildern darstellen: Max Pechstein etwa seine Frau Charlotte 1911 auf dem Bild »Am Strand von Nidden« wie eine Indianerin (Nationalgalerie, Inv.-Nr. NG 18/59), lange bevor er wirklich in die Südsee reiste.
1868 wurde Renoir mit dem Bild »Lise mit dem Sonnenschirm« zum jährlichen Salon zugelassen, 1869 mit dem Werk »Im Sommer« – es waren erste Erfolge. Gerade beim Bild »Im Sommer« zeigt sich Renoir noch deutlich von Courbet beeinflußt, dem er wahrscheinlich 1865 in Fontainebleau persönlich begegnet war. An Courbet erinnern die feste Körperform mit klarem Umriß, in gewisser Weise auch der träumerisch abgewandte Blick. Es gibt einen deutlichen Gegensatz zwischen Figurenmalerei und Hintergrund. Lise ist im Atelierlicht gemalt, die Bäume oder Büsche des Hintergrundes suggerieren eine moderne Freilichtstudie, die wie hinzumontiert erscheint. Renoir durchlief im Gegensatz zu manchen seiner Freunde eine gute Ausbildung: als Porzellanmaler, als Student in verschiedenen Ateliers und kopierend im Louvre. Er sah sich in der Tradition der französischen Malerei, das war Hilfe und Gefahr zugleich. Karl Scheffler sah darin das Gute: »Es ist in diesem Werk eine ganz merkwürdig geschmeidige Nachdrücklichkeit und eine beschattete Helligkeit, die köstlich sind. Die gute Malerei erhöht die Teilnahme für das schwarzhaarige, schöne junge Mädchenkind in Hemd und rot gestreiftem Rock bis zur Zärtlichkeit« (Die Nationalgalerie zu Berlin, Berlin 1912, S. 244). Aus gleichen Gründen fand das Bild als eines der ersten von Renoir einen Käufer: 1873 erwarb es der Journalist und Kunstkritiker Théodore Duret, der noch 1924 in seinem Buch über Renoir vermerkte, ihn habe sofort der Charme des Mädchens und die Qualität der Ausführung begeistert (vgl. G. Adriani, Renoir, Ausst.-Kat., Tübingen 1996, S. 78). Da war das Bild schon seit langem in der Nationalgalerie. | Angelika Wesenberg

SIGNATUREN UND INSCHRIFTEN
Bez. links unten: A. Renoir.

1907 Geschenk von Mathilde Kappel, Berlin


Provenienz:
– 1873 Théodore Duret, Paris
– François Depeaux, Rouen
– 1906 Georges Petit, Paris (Versteigerung)
– 1906 Paul Rosenberg and Co., Paris
– bis 24.11.1906 Paul Cassirer, Berlin
– 24.11.1906 Hugo von Tschudi für die Nationalgalerie, Berlin (Kauf)

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Maße

85 x 59 cm

Nationalgalerie

Objekt aus: Nationalgalerie

Die Nationalgalerie umfängt einen Kosmos der Kunst vom 19. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart. Wer sich in ihre Ausstellungen begibt,...

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