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Nationalgalerie Alte Nationalgalerie [A I 233]
https://id.smb.museum/digital-asset/4732384 (Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Andres Kilger (CC BY-NC-SA)
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Der wilde Jäger

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Beschreibung

In der ›Landsknechtzeit‹, der düsteren Kehrseite der ›Dürerzeit‹, die vom frommen ›Mittelalter‹ der Nazarener weit entfernt war, siedelten deutsche Nachromantiker dramatisch bewegte, koloristisch effektreiche Bilder von Leidenschaft, Tod und Verdammnis an, in denen sich deutsche Tradition und das Vorbild Delacroix’, aber auch die belgische Malerei kreuzen. Henneberg und sein Freund Gustav Spangenberg vertreten diese Richtung wohl am eindrucksvollsten.
Die große Ballade von Gottfried August Bürger »Der wilde Jäger« (1786) setzt furios mit den Zeilen ein: »Der Wild- und Rheingraf stieß ins Horn; / Hallo, Hallo zu Fuß und Roß! / Sein Hengst erhob sich wiehernd vorn; / Laut rasselnd stürzt ihm nach der Troß;/ Laut klifft und klafft es, frei vom Koppel, / Durch Korn und Dorn, durch Heid und Stoppel.« Dem Grafen, der die Heilige Messe versäumt, um einem Sechzehnender nachzujagen, haben sich zwei Reiter angeschlossen: sein guter Geist, der ihn zurückzuhalten versucht, und der Geist der Versuchung. Bauern, deren Ernte zerstört wird, flehen vergebens um Erbarmen, von den berittenen Begleitern stürzen einige in den Tod: »Laß stürzen! Laß zur Hölle stürzen! / Das darf nicht Fürstenlust verwürzen.« Schließlich aber wird der Graf selbst in einem Raum ohne Ton und ohne Bewegung stehen, von dem aus er in die Hölle stürzt. »Das ist des wilden Heeres Jagd, / Die bis zum Jüngsten Tage währt, / Und oft dem Wüstling noch bei Nacht / Zu Schreck und Graus vorüberfährt […].«
Der Text, den Henneberg in Braunschweig kennengelernt hatte, soll ihn, so berichtete Hennebergs Freund Wilhelm Bode, derart gepackt haben, »daß er eine Zeit lang ganz davon erfüllt war«, bis er die Komposition »in wenigen Tagen in einer großen Skizze niederschrieb, um dann sofort und mit aller Energie an die Ausführung des großen Bildes zu gehen; im Frühjahr 1856 hatte es der Künstler vollendet« (W. Bode, Rudolf Henneberg, in: Die graphischen Künste, Bd. 28, 1895, S. 51).
Auf dem Pariser Salon von 1857 erhielt das Bild eine Goldene Medaille. Der Dichter Théophile Gautier würdigte in seiner Rezension des Salons die leidenschaftliche Bewegtheit der Komposition und das warme Kolorit, das er mit Delacroix verglich, unterstrich aber auch die soziale Komponente: den in Bürgers Ballade ausgedrückten Haß des Bauern auf das Jagdprivileg des Feudaladels. Menzel urteilte: »in der Conception ein tolles, zum Theil vortreffliches Ding […] es ist noch viel Delacroix, Couture sogar etwas Führich darin« (Adolph Menzel, Briefe, Bd. 2, Berlin 2009, S. 489). Der Hinweis auf Führich bezieht sich auf den wohl bedeutsamsten thematischen Vorgänger: den lithographierten Illustrationszyklus zu Bürgers Ballade, erschienen 1827.
Der Erfolg des Werkes hielt an. Schon 1857 bestellte Baron Schack in München eine wesentlich kleinere Zweitfassung (Sammlung Schack, München), und noch 1871 entstand eine Wiederholung für einen Berliner Kunstliebhaber (Verbleib unbekannt). | Claude Keisch

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Maße

Höhe x Breite: 134 x 340 cm; Rahmenmaß: 177 x 386 cm

Links/Dokumente

Nationalgalerie

Objekt aus: Nationalgalerie

Die Nationalgalerie umfängt einen Kosmos der Kunst vom 19. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart. Wer sich in ihre Ausstellungen begibt,...

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