Als Mitglied der »Vereinigung der XI« und Mitbegründer der Berliner Sezession war Martin Brandenburg spätestens seit 1895 regelmäßig auf Berliner Ausstellungen zu sehen. Seine märchenhaft verrätselten Ölgemälde, Pastelle und Kohlezeichnungen riefen bei der Presse und Öffentlichkeit allerdings durchgehend zwiespältige Reaktionen hervor: von kategorischer Ablehnung über Ratlosigkeit bis hin zu Wertschätzung. Eine gewisse Nähe zum Œuvre Ludwig von Hofmanns wurde schon damals bemerkt und zeigt sich auch in den rhythmisch bewegten Naturgeistern des Pastells »Spaziergang«. Brandenburgs Naturauffassung und malerisches Temperament sind allerdings ganz anders gelagert; schon durch den schwungvollen Rhythmus seiner Zeichenschrift hat das Pastell etwas Flirrendes. Thematisch weckt das durch einen verwunschenen Wald wandelnde Liebespaar Assoziationen an das Grimmsche Märchen »Jorinde und Joringel«. Bei Brandenburg verzaubert allerdings nicht die Hexe, sondern die Natur selbst; sie lockt die junge Frau, steckt sie mit der Freude der mystischen Wesen an und würde sie mit sich zu Tanz und Spiel fortreißen, zöge sie der junge Mann nicht mit sich fort. | Regina Freyberger
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