Hopfgartens Darstellung nach Goethes »Torquato Tasso« hat prominente Vorbilder: 1834 malte Carl Ferdinand Sohn das Bild »Die beiden Leonoren« (eine Wiederholung von 1836 im Muzeum Narodowe w Poznaniu) und 1839 »Tasso und die beiden Leonoren« (Museum Kunstpalast, Düsseldorf). Das letztgenannte Werk war dem Publikum bereits vor seiner Vollendung bekannt: Eine Farbskizze und das angelegte Bild waren 1838 in Düsseldorf und auf der Berliner Akademieausstellung zu sehen (vgl. I. Markowitz, Die Düsseldorfer Malerschule, Düsseldorf 1969, S. 335). Sie könnten Hopfgarten zu seiner Komposition oder den Konsul Joachim Heinrich Wilhelm Wagener zu einem Auftrag angeregt haben. Hopfgarten war für diese Arbeit prädestiniert: Bereits 1838 hatte er auf der Akademieausstellung einen »Tasso« gezeigt (Kat.-Nr. 326), ein Gemälde »Die beiden Leonoren« von 1837 befand sich ehemals in Stuttgarter Privatbesitz (Verbleib beider Werke unbekannt).
Für das vorliegende Bild wählte Hopfgarten eine so noch nicht dargestellte Szene, eine Rückerinnerung der Leonore d’Este, der Schwester des Herzogs (Zweiter Aufzug, Auftritt 1): »Zum erstenmal trat ich, noch unterstützt / Von meinen Frauen, aus dem Krankenzimmer, / Da kam Lucrectia voll frohen Lebens / Herbei und führte dich an ihrer Hand. / Du warst der erste, der im neuen Leben / Mir neu und unbekannt entgegen trat.«
Hopfgartens Bild wirkt im Vergleich zu den Arbeiten von Ferdinand Sohn steifer, aber die Figuren ähneln sich, als wären sie der gleichen Theateraufführung nachempfunden. Vergleichbar sind auch die demonstrativen Gesten und die historische Kostümierung im Stil der italienischen Renaissance. | Angelika Wesenberg
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