Das Gemälde »Frühling in Kutterling« wird durch die leuchtenden, ausführlich gemalten Apfelblüten am oberen Bildrand bestimmt. Sie verleihen dem für Sperl fast monumentalen Bild eine verfremdende Naivität. Das dichte Geflecht der Blütenzweige bildet ein Dach. Der verschattete Garten darunter erhält so den Charakter eines traulichen Interieurs. Hermann Uhde-Bernays schrieb noch in Kenntnis der Situation, des Künstlers und seiner Eigenart: »Er war am glücklichsten, wenn er eine blühende Frühlingswiese mit allen Hälmchen und Sternchen im Sonnenschein hatte malen dürfen, und Leibl dann die Figuren hineinsetzte, als Zeichen seines Einverständnisses« (Die Münchner Malerei im 19. Jahrhundert, Bd. 2, München 1927, Neuausgabe 1983, S. 140). Ob das bei diesem Bilde so geschah, wissen wir nicht. Die im Mittelgrund dargestellte Bäuerin ist Therese Haltmeier (Lebensdaten unbekannt), die seit 1896 den gemeinsamen Haushalt in Kutterling führte, und die auch Leibl mehrfach als Modell diente. Durch die ein Reh fütternde ›Malresl‹ erhält das Werk zusätzlich einen märchenhaft-idyllischen Zug. Eine vergleichbare Darstellung des Obstgartens in Kutterling befindet sich im Städel Museum, Frankfurt am Main. | Angelika Wesenberg
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