Am stärksten hat sich Trübner wohl mit dem Porträt dieses Bürgermeisters an die damals für ihn vorbildliche Malweise Wilhelm Leibls angenähert. Es ist anzunehmen, daß Trübner dessen »Porträt des Bürgermeisters Klein« von 1871 (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 928) kannte und darauf mit seinem Bild reagierte. Trübners »Bürgermeister« schaut uns ebenfalls fast frontal entgegen, aber der Körper ist leicht gedreht, das ganze Bildnis ist sowohl verbindlicher als auch repräsentativer; es ist von großer Tonschönheit, es soll gefallen.
Das Werk entstand bei einem zweiten Aufenthalt Trübners im Jahre 1872 in seiner Heimatstadt Heidelberg. Es scheint, daß Trübner in diesen Jahren eine gewisse Abgeschiedenheit zur Hervorbringung seiner frühen Meisterwerke benötigte. »Im Herbst 1872 vertauschte ich wieder den Münchner Aufenthalt mit dem in Heidelberg […] Von mir entstand dort: ›Im Atelier‹ [Neue Pinakothek, München] und Porträt meines Tauf-Paten, des Bürgermeisters Wilhelm Hofmeister aus Heidelberg. Für den Oktober hatte ich mich mit Schuch verabredet, nach Italien zu reisen« (W. Trübner, Personalien und Prinzipien, Berlin 1907, S. 21 f.). – Der Universitätsbuchhändler Wilhelm Hoffmeister hatte einige Jahre lang das Amt eines zweiten Bürgermeisters von Heidelberg inne und war auch sonst politisch keine unbedeutende Person in der Stadt. Dem Maler bot sich die Möglichkeit, bei Anwendung der neuen künstlerischen Prinzipien, von einer ihm vertrauten, ausdrucksstarken Persönlichkeit ein sprechendes Porträt zu malen. | Angelika Wesenberg
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