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Nationalgalerie Alte Nationalgalerie [A I 827]
https://id.smb.museum/digital-asset/4433381 (Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Beweinung unter dem Kreuz

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Beschreibung

Im Herbst 1876 zeigte Böcklin im Verein Berliner Künstler die gerade vollendete »Beweinung unter dem Kreuz«. Er wußte, daß der Ankauf eines seiner Bilder für die neugegründete Nationalgalerie ins Auge gefaßt war, sein Entwurf zu einer »Meeresidylle« war kurz zuvor abgelehnt worden. Dieses Bild nun behandelte ein christliches Thema, Komposition und Malweise waren der italienischen Renaissance verpflichtet, Böcklin konnte mit Wohlwollen rechnen. Jedoch auch diesmal kam es zu keinem Ankauf, dem Vernehmen nach wegen des Einspruchs der Kaiserin. Dafür, gleichsam als eine Antwort, überwies das Kaiserpaar aus seinem Besitz der Galerie das Monumentalgemälde »Auferweckung von Jairi Töchterlein« des Modemalers Gustav Richter (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A II 830).
Der Bildhauerfreund Reinhold Begas berichtete Böcklin nach Florenz: »Nach vergeblichen Bemühungen muß ich Dir nun mittheilen, daß leider keine Aussicht ist, Dein Bild für die hiesige Gallerie zu erwerben. Es ist mit den Leuten nichts anzufangen« (zit. nach: Böcklin Memoiren, Berlin 1910, S. 256). Trotz oder gerade wegen des christlichen Motivs fand »Die Beweinung« jedoch stärkere Beachtung als ein Jahr zuvor die mythologisierende »Meeresidylle«. Theodor Fontane, in jenen Jahren als Kunstkritiker tätig, störte sich an dem hohlen Pathos der Figuren. »Magdalena, als ob sie den Absagebrief eines heimlich Verlobten eben empfangen, Johannes, als ob er ihr das Trosteswort zuzurufen hätte: ›Lenchen, die Zeit heilt alles‹« (Aufsätze zur Bildenden Kunst, Bd. 13/1, München 1970, S. 409). Der Berliner Kritiker Adolf Rosenberg befand, dieses Werk gehöre »zu den bizarrsten Schöpfungen des hochbegabten Künstlers […] Der todte Heiland ist von Böcklin in einer Weise behandelt worden, daß neben dem religiösen Gefühl auch das ästhetische aufs Gröblichste verletzt wird« (Kunstchronik, 12. Jg., 1877, H. 22, Sp. 344).
Damit ist der Konflikt benannt: Böcklin, ›der hochbegabte Künstler‹, von dem Graf Schack in München zahlreiche Werke erworben hatte, war ›bizarr‹ und ›schrill‹ geworden. Das meint den unbekümmerten Einsatz von Stilisierungen in der Zeichnung ebenso wie jenen von Symbolfarben. Böcklin stellte seit den siebziger Jahren – im Vorgriff auf Neuromantik und Symbolismus – häufig ungebrochene, starke Farben unvermittelt nebeneinander.
Der Erwerb eines Bildes für die Nationalgalerie war aber nun einmal beschlossen. 1877 erging an Böcklin der Auftrag, ein großes Landschaftsbild, die später nicht minder umstrittenen »Gefilde der Seligen« zu malen (Kriegsverlust).
Die »Beweinung« hielt Böcklin nach diesem ersten Verriß lange zurück. 1894 war das Bild in der Münchner Sezessionsausstellung zu sehen und gelangte von dort in den Besitz des Bruckmann Verlages München. Ein Entwurf, Tusche, weiß gehöht, auf grauem Papier, befindet sich im Kupferstichkabinett, Berlin. | Angelika Wesenberg

Material/Technik

Tempera und Firnis auf Holz

Maße

Höhe x Breite: 164 x 250 cm; Rahmenmaß: 197 x 292 x 15 cm

Links/Dokumente

Nationalgalerie

Objekt aus: Nationalgalerie

Die Nationalgalerie umfängt einen Kosmos der Kunst vom 19. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart. Wer sich in ihre Ausstellungen begibt,...

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