Als nunmehriger Student an der Wiener Akademie erhielt Füger 1776 das ersehnte Romstipendium. Er zeichnete dort, wie vorgesehen, nach großen Vorbildern und entwickelte daraus seine eigenen Bildkompositionen. Das mythologische Motiv des Apollon als Herr der Musen hat Füger mehrere Jahrzehnte hindurch beschäftigt: Ein großes Sepiablatt in der Sammlung der Zeichnungen des Berliner Kupferstichkabinetts (vgl. L. Justi, Deutsche Zeichenkunst, Berlin 1919, S.17–19, Abb. 1) wird von Alfred Stix noch in die Zeit der Ausbildung bei Adam Friedrich Oeser datiert (vgl. A. Stix, H. F. Füger, Wien 1925, S. 91, Nr. 66). Die in Rom entstandene große Ölstudie variiert das Thema. Sie schwankt in ihrem Bildaufbau zwischen Rokokotradition und Klassizismus: Diagonalführungen, die starke Raumillusion, ein lebhaftes Vor und Zurück, geballte Hell-Dunkel-Zonen erinnern an Vergangenes; vielleicht bestärkte die italienische Barockmalerei, welche Füger in Rom sah, sogar noch diesen Formenkanon. Haltung und Gestik der Figuren lassen dagegen klassizistische Züge anklingen. 1794 entwarf Füger zum selben Thema einen Vorhang für das Wiener Burgtheater in ausgeprägt klassizistischen Formen, ausgeführt von Josef Abel und Lorenz Schönberger (vgl. ebd., Taf. LVII). | Angelika Wesenberg
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