Théodore Gudin war einer der bedeutendsten Marinemaler der französischen Romantik. Bevor er 1822 in Paris eine Karriere als Künstler begann, fuhr er zur See. In den 1830er Jahren reiste Gudin mehrfach nach Berlin und stellte dort aus. 1836 war er erstmals auf der Akademieausstellung vertreten: »Gudin ist originell«, schrieb Franz Kugler, »seine Töne, die sich zu keiner Vergleichung hergeben, muß man sehen, um sie zu kennen. Die See, Meeresluft, Wasserlichter kennt er aus Erfahrung als Seemann, und als Malergenie aus ursprünglicher Empfindung« (Museum, Blätter für bildende Kunst, 1836, Nr. 41, S. 324). Gudin griff in »Meeresküste mit gestrandetem Schiff« ein bei den Romantikern beliebtes Motiv auf. Die Darstellung stimmt in fast allen Details mit Carl Blechens gleichnamiger Komposition überein (Öl auf Papier auf Leinwand, 21,5 × 28,4 cm, zuletzt Sammlung Schäfer, Schweinfurt; vgl. Der frühe Realismus in Deutschland, Ausst.-Kat., Schweinfurt 1967, S. 166, Abb. 27). Blechens im Format kleinere Arbeit könnte im Zusammenhang mit seiner Ostseereise 1828 entstanden sein (vgl. P. O. Rave, Karl Blechen, Berlin 1940, Nr. 682, 683, 685, 689). Vielleicht hat Gudin das Werk in Berlin gesehen und kopiert. Wahrscheinlicher aber ist, daß Blechen das Gemälde des Franzosen kannte und eine Wiederholung schuf. Während seines Aufenthaltes in Paris 1835 hat Blechen Gudin im Atelier besucht. | Birgit Verwiebe
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