Abschied und Unterwegssein sind in den Jahrzehnten um 1800 allgegenwärtige Metaphern: Ludwig Tiecks »Franz Sternbalds Wanderungen« (Berlin 1798) trägt das Stichwort schon im Titel. Der ins Ungewisse aufbrechende Pilger im Bild des Berliner Malers Carl Friedrich Hampe wendet sich in Wahrheit nicht an ein objektives Außen, sondern sucht auf der Reise sich selbst. An einem Andachtsbildchen vorbei gelangt er auf steilem Pfad an einen Punkt, von dem aus er einen letzten Blick auf die erleuchtete Kirchenburg werfen kann. An ihr, von der ihn der Abgrund trennt, hat ihn sein Weg nur vorbeigeführt. Von Wald und Stein dicht umgeben, wirkt die kleine Figur des Wanderers ähnlich ausgesetzt wie Caspar David Friedrichs »Chasseur im Walde« (Privatbesitz), den Hampe auf der Berliner Akademieausstellung 1814 gesehen haben dürfte. Dramatisch gefärbtes Wolkengestreif umgibt die hochstehende Mondsichel. Eher als von wirklichen Landschaftserlebnissen läßt sich diese Bilderfindung von Bühnendekorationen herleiten. Auch Gemälde von Karl Friedrich Schinkel könnten zur Anregung beigetragen haben. | Claude Keisch
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