1855 entstand in Rom die zweite, schon sehr ausgeführte Studie zu der Bildidee »Galilei vor dem Konzil«, die Hausmann 1852 in Paris erstmals entwickelt hatte und dann 1861 in Frankfurt am Main in großem Format ausführte (Hamburger Kunsthalle). Bereits Schaeffer wies darauf hin, der »Titel, den Hausmann seinem Bilde gab, kann vor der Historie eigentlich nicht bestehen. Denn Galilei verantwortete sich nicht vor einem Concil, sondern nur vor einer bischöflichen Kongregation«(E. Schaeffer, Friedrich Karl Hausmann, Berlin 1907, S. 110, Anm. 4). Der Fehler schon zeigt, daß Hausmanns Interesse vor allem malerischen und kompositorischen Problemstellungen galt. War der erste Entwurf von 1852 von der belgischen Historienmalerei angeregt und von der Malweise des bewunderten Delacroix beeinflußt, integriert der zweite die neuen Erkenntnisse des Italienaufenthaltes. Hausmann verlegt die Szene aus der gotischen Kirche Santa Maria sopra Minerva ebenfalls historisch unkorrekt in die Renaissancearchitektur der Stanzen des Vatikan. Die aufgeregte Menge steht nun im Kontrast zur »vollendet schönen Gliederung des Raumes«, mit der »herrlichsten Anordnung des Lichts«, wie Hausmann es ausdrückte (zit. nach: ebd., S. 83). Und Richard Hamann schrieb: »Und aus dem wüsten Tumult dieses Durcheinanders von Gestalten, Lichtern, Schatten und Farbflecken steigen zwei kolossale Säulen wie Drohungen empor, so daß die Menschen darunter ganz klein werden. Die beängstigende Spannung einer auf Leben und Tod gestellten Entscheidung packt einen, ehe man den historischen Sinn erfaßt hat« (R. Hamann, Die deutsche Malerei im 19. Jahrhundert, Leipzig 1914, S. 142). | Angelika Wesenberg
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