Christian Peter Wilhelm Beuth, oberster Gewerbeförderer in Preußen und Freund Karl Friedrich Schinkels, erwarb das naiv historisierende Bild für seine private Sammlung. Beuth war besonders an der Kunst des 15. Jahrhunderts interessiert, das mag sein Interesse an der Rezeption dieser Malerei durch Hopfgarten geweckt haben. Als Schüler von Heinrich Dähling und Karl Wilhelm Wach entwickelte August Ferdinand Hopfgarten einen feinmalerischen, an den Meistern der Renaissance orientierten Stil. Das Bild »Ruth und Boas« ist während eines fünfjährigen Aufenthaltes in Italien entstanden, es zeigt eine Szene aus dem Alten Testament (Ruth 2, 8–13): Die ersten Begegnungen der jungen Witwe Ruth mit ihrem künftigen Gatten erfolgten auf dem Feld, wo sie mit ihrer Schwiegermutter Naomi aus Armut Ähren auflas. Diese Geschichte einer aufkeimenden Liebe unter dem Motiv der Begegnung und des Gesprächs war im frühen 19. Jahrhundert beliebt, ebenso wie Darstellungen der Begegnung von Rebekka und Elieser oder des Gespräches zwischen Christus und der Samariterin am Brunnen. In Hopfgartens Darstellung ist eine ikonographische Nähe des Boas zu Christusfiguren evident.
Hopfgarten dürfte auf der Berliner Akademieausstellung von 1826 (Kat.-Nr. 221) das gleichnamige Werk von Julius Hübner gesehen haben (ehemals Preußische Schlösser und Gärten, Potsdam, Kriegsverlust), bevor er sich in Italien seiner Version widmete. Den Einfluß italienischer Malerei zeigt besonders deutlich die Figur des jungen Gehilfen im Vordergrund. Das Bild Hopfgartens wurde bereits 1829 von Joseph Anton Caspar für den Verein der Kunstfreunde Berlin gestochen. Auf der Berliner Akademieausstellung 1830 waren neben diesem Gemälde Hopfgartens (Kat.-Nr. 282) weitere Werke zum gleichen Thema von Louise Henry (Kat.-Nr. 231), Eduard Holbein (Kat.-Nr. 278) und Eduard Bendemann (Kat.-Nr. 31) zu sehen. | Angelika Wesenberg
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