1893 nahm Rohlfs das Motiv der kalkig-weißen Straßen um Weimar erneut auf. Sie boten ihm in ihrer simplen Flächigkeit vielfältige malerische Möglichkeiten. Unterdessen hatte er auch etliche Bilder der französischen Impressionisten kennengelernt: 1889 gab es an der Weimarer Kunstschule mehrere Vorträge zur modernen französischen Kunst durch Emil Heilbutt (Pseudonym Hermann Helferich), der in diesem Zusammenhang drei Bilder von Monet aus seiner Privatsammlung präsentierte. Die Permanente Kunstausstellung von 1890 zeigte zwei weitere Bilder von Monet, die Ausstellung von 1891 je eines von Courbet, Pissarro und Sisley. Viele Jahre später noch erinnert sich Rohlfs in dem Entwurf zu einem Lebenslauf an den ersten Eindruck dieser Kunst: »Ein Kunstschriftsteller Heilbut hatte drei kleine französische Bilder in Weimar ausgestellt. Sie machten großes Aufsehen wegen ihrer Farbigkeit und Fleckentechnik. Letztere hatte ich auch, wenn auch nicht so kühn und ausgesprochen, aber die helle Farbigkeit war mir völlig neu« (zit. nach: Christian Rohlfs, Ausst.-Kat., München 1996, S. 269). Kurze Zeit später versuchte Rohlfs – wie Monet in seinen Winterbildern – in »Chaussee nach Gelmeroda« der weißen Fläche farbige Reize abzugewinnen. Die Straße wirkt verschneit, liegt aber nur im blendenden Licht eines hellen Tages. Im Vergleich zur um 1888 entstandenen »Berkaer Landstraße« (Nationalgalerie, A III 455) ist die Malweise flüssiger und die Farbigkeit insgesamt heller, die Kontraste sind abgemildert. Als eine Reminiszenz an Monet signierte Rohlfs nun farbig, hier leuchtend gelb. | Angelika Wesenberg
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