Auf der Kollektiv-Ausstellung in der Galerie Heinemann in München waren 1907 die ersten heute nachweisbaren Venedig-Ansichten Leipolds zu sehen. Bis in die 1920er Jahre hinein gestaltete Leipold venezianische Motive, was die Datierung der so häufig ohne Jahresangabe signierten Bilder erschwert. Eine Münchner Zeitung berichtete im Juni 1928: »Man sieht im Glaspalast seit Jahren seine eigenartigen Seebilder und venezianischen Stadtmotive, geschaut wie durch einen farbigen Nebel, phantastisch, visionär, und vom Künstler hineingehoben in einen farbigen und formalen Ausdruck, der ebenso überraschend als einmalig ist« (zit. nach: Karl Leipold, Ausst.-Kat., Itzehoe 1989, S. 22). Einzelne rasch nebeneinander gesetzte Farbflecken, möglicherweise vom französischen Impressionismus beeinflußt, lassen hier die Schemen von San Marco und dem Dogenplatz erstehen. Um topographische Exaktheit ist es Leipold nicht gelegen. Dem Maler ging es vor allem um »seelische Emotionen […], deren Niederschlag sich zuerst als ein ganz bestimmter, ihm [dem Künstler, Anm. d. Verf.] entsprechender Grundakkord von Farbtönen auf der Leinwand auslöst. – Ihm folgen, in schnellem Aufeinander, damit korrespondierende Töne, jeweils ergänzend – teils Kontraste bildend, alle tonverwandten Nuancen durchlaufend. – Erst allmählich entsteht, durch die stets sich verschiebenden Tonmassen – die Form« (Leipold, zit. nach: ebd., S. 67). | Regina Freyberger
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