Das kleine Bild ist vermutlich keine Skizze; es gehört eher zu jenen nach der Rückkehr aus Italien entstandenen Kompositionen, in denen die mitgebrachten Studien umgesetzt wurden. Als Ausgangspunkt dienten zwei Bleistiftzeichnungen des rechts sitzenden, träumerisch auf der Mandoline spielenden Fischers. Figuren wie diese, mit weißer Kleidung und roten Mützen, gehören neben Dudelsackpfeifern (Pifferari) zu Blechens bevorzugten italienischen Motiven, während die von so vielen seiner Zeitgenossen gemalten jungen Italienerinnen in ihren malerischen Trachten ihn kaum interessierten. Diese Figuren sind vor allem Signale im weiten Raum, Klänge in einer farbigen Fanfare aus Blau, Weiß und Rot. Kleine Lichter grüßen einander über die Entfernung hinweg: Den weißen Flecken, die die aufgehende Sonne auf die Schultern der jungen Fischer wirft, antwortet jenseits des Wassers, nahe den Bildrändern, das rosige Licht auf den Höhen von Capri und Sorrent. Selten in der Malerei um 1830 findet man eine so ungetrübt in Ultramarin leuchtende Himmelsfläche, ein so abgründig dunkelblaues Wasser. Vor einem ähnlichen Himmel hat Blechen, wohl um dieselbe Zeit, einen alten Karrengaul gestellt (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam). Die Farbe wird zum ›elementaren‹, nahezu magischen Phänomen – vergleichbar dem Erlebnis der lichterfüllten ›Blauen Grotte‹ bei Capri, deren Wiederentdeckung durch die beiden Maler August Kopisch und Ernst Fries 1826 großes Aufsehen erregt hatte. | Claude Keisch
de