1849 siedelte der in Pommern geborene Maler Wilhelm Wider für die nächsten zwanzig Jahre nach Rom über. »Wider, der jetzt in Berlin lebt«, schrieb die Schriftstellerin Fanny Lewald 1878 rückblickend aus Rom, »wußte dem römischen Volksleben, das freilich fast zum Mythos geworden ist, immer neue, heitere oder auch sentimentale Seiten abzugewinnen« (Reisebriefe aus Deutschland, Italien und Frankreich, Berlin 1880, S. 284). Seine Genrebilder verkaufte der Maler vor allem an englische Reisende (vgl. F. Noack, Das Deutschtum in Rom, Bd. 1, Stuttgart 1927, S. 605). Aber auch der Berliner Sammler Joachim Heinrich Wilhelm Wagener erwarb eine Darstellung volkstümlicher Marienverehrung: Bei einem festlich geschmückten Marienbild auf der Piazza d’Aracoeli hält ein junger Geistlicher in rotem Gewand, möglicherweise ein Jesuit, eine Andacht für die ihn umringenden Männer, Frauen und Kinder. Das an der Seitenfassade eines Wohnhauses angebrachte Andachtsbild, barock mit Putten, Wolken und vergoldeten Nimbusstrahlen gestaltet, fiel vermutlich 1928 den städtebaulichen Veränderungen des Platzes unter Benito Mussolini zum Opfer. Im Hintergrund führen Treppen zur Kirche Santa Maria in Aracoeli und zum Palazzo Senatorio auf dem Kapitolshügel. | Regina Freyberger
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