Der Kupferstecher und Radierer Gustav Eilers (1834–1911) ist als Herr dargestellt: mit breitem Pelzkragen, sorgfältig gezwirbeltem Bart und einem ins Gesicht gezogenen Rubenshut – ein Renommierporträt. Bedroht durch die Fotografie erlebte der Reproduktionsstich, das Hauptarbeitsfeld von Eilers, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine einmalige Blüte. In Berlin förderte vor allem Wilhelm Bode die künstlerische Reproduktion. Eilers, seit 1863 in Berlin, bemühte sich seit den siebziger Jahren ebenfalls um künstlerisch nachempfundene Stiche nach Werken großer Meister, die auch mehrfach prämiert wurden (unter anderem nach Tizians »Zinsgroschen«, Holbeins »Kaufmann Georg Gisze«, Rubens »Heiliger Cäcilie«). 1883 wurde Eilers Mitglied der Berliner Akademie, 1885 gründete er den Verein für Original-Radierung in Berlin. In den Memoiren Bodes kommt er dennoch nicht vor. Der gleichaltrige Maler Max Seemann, seit 1868 in Berlin ansässig, war mitunter ebenfalls als Radierer tätig. Er veröffentlichte im Heft 2 (1887) und im Heft 5 (1891) des Vereins für Original-Radierung eigene Arbeiten. Über das gemeinsame Interesse an der Radierkunst werden sich die beiden Künstler schätzengelernt haben. Der illustrierte Katalog der Akademieausstellung von 1880 zeigte bezeichnenderweise nicht eine Fotografie des dort ausgestellten Bildnisses von Eilers, sondern den Nachstich von Max Seemann (Kat.-Nr. 637, Abb. S. 119). | Angelika Wesenberg
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