Alle vier Werke Sperls in der Nationalgalerie stammen aus dem Besitz des Berliner Unternehmers Ernst Seeger, der seit 1895 Leibls Werk vermarktete und dessen nicht uneigennützige Fürsorge auch Sperl mit einschloß.
Diese Ansicht einer Bauernstube wurde früher als die Wohnstube des von Leibl und Sperl als Atelier genutzten Hauses in Kutterling angesehen (vgl. H. Mackowsky, in: Illustrierte Zeitung, Nr. 3165 vom 25.2.1904, S. 273). Doch sprechen nicht nur die Unterschiede zu dem gut dokumentierten Raum dagegen, sondern auch die dargestellte Ruhe, das wie Unbewohnte. Sperl betonte in dieser Raumansicht nicht das Malerische, wie bei vielen seiner Fassadenbilder, und auch nicht das Gemütliche, wie bei anderen Wohnräumen. Sein Interesse richtete sich auf die hellen und verschatteten Flächen in diesem Raum, in den durch das tiefliegende Fenster sonnige Außenwelt hineinscheint. »Der stille Klang zart abgetönter Wandflächen und dunkler Fensterläden, Bänke und Türen sind von schlichter und doch friedlicher Wirkung. Die Malerei ist von äußerster Diskretion und Vornehmheit«, urteilte Richard Hamann über diese Art der Bilder von Sperl (Die deutsche Malerei im 19. Jahrhundert, Berlin 1914, S. 234). | Angelika Wesenberg
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